Trends in der deutschen Biotechnologie-Branche 2013

BIO Deutschland e.V. und transkript

Stimmung in der Biotech-Branche weiter gut, Erwartungen jedoch gedämpft Investitionsbereitschaft steigt auf einen Höchststand

Berlin (14. Januar 2013) – Trotz gedämpfter Zukunftserwartungen sieht die Biotechnologie-Branche ihre aktuelle Lage gegenüber dem Vorjahr verbessert. Die Investitionsbereitschaft der deutschen Betriebe steigt deutlich. Allerdings deutet sich bei den Personalausgaben gegenüber dem Vorjahr eine Zurückhaltung an. Die politischen Rahmenbedingungen für Biotechnologie-Unternehmen werden ungünstiger eingeschätzt als Anfang 2012. Das ergab eine Umfrage des Verbandes der Biotechnologie-Industrie, BIO Deutschland, in Kooperation mit dem Branchenmagazin |transkript. Im Rahmen einer Pressekonferenz werden die Ergebnisse der Befragung heute in Berlin vorgestellt.

Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sollen stärker steigen als noch in den Vorjahren. Mit einem Indexwert von 96,1 Punkten (+2,35) erreicht die Investitionsbereitschaft den höchsten Wert seit dem Jahr 2006. Neue Systeme zur Verarbeitung biologischer Daten und die immer schnellere und kostengünstigere Erforschung des Genoms haben den Unternehmen in den vergangenen Jahren einen technologischen Schub gegeben.

Die steigende Ausgabenbereitschaft bezieht sich jedoch nicht auf die Personalkosten. Diese sollen im kommenden Jahr weniger stark steigen (-2,26 Punkte auf einen Indexwert von 92,52) als noch 2012. Traditionell lagern die kleinen und mittleren Unternehmen kostspielige Prozesse wie etwa die klinische Forschung an spezialisierte Dienstleister aus. Angesichts knapper Kassen dürfte dieser Trend weiter zunehmen.

Einem langjährigen Trend folgend ist auch im vergangenen Jahr die positive Einschätzung der aktuellen Geschäftslage unter den Biotech-Unternehmen weiter gestiegen (+0,3 Punkte auf einen Indexwert von 96,49). Das ist der beste Wert seit dem Krisenjahr 2008. Für die Zukunft ist man mit der Einschätzung der Lage allerdings vorsichtiger. Der Indexwert sank um 1,37 Punkte auf 90,99.

Das politische Klima in Deutschland wird zunehmend kritischer eingeschätzt. Mit einem Indexwert von 91,7 Punkten (-2,05) erreichte die Stimmung den zweitschlechtesten Wert seit 2006. Dass sich die Rahmenbedingungen zukünftig ändern, daran glauben immer weniger Unternehmer. Die Zukunftserwartungen lagen mit 84,65 Punkten (-3,28) ebenfalls schlechter.

Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland, bilanziert: „Obwohl die Finanzierungskrise anhält, haben sich deutsche Biotech-Unternehmen mit eigenen Produkten und innovativen Projekten an der Spitze des technologischen Wettbewerbs positioniert.“

Andreas Mietzsch, Herausgeber von „Transkript“: „Die Bioökonomie nimmt konkrete Formen an. Allerdings ist es momentan eher eine Evolution als eine Revolution. Langsam, aber stetig setzen sich nachhaltige Verfahren durch. Das Interesse der Industrie an biotechnologischem Know-how ist größer denn je.“

Viola Bronsema, Geschäftsführerin der BIO Deutschland kommentiert: „Die deutschen Biotechnologie-Unternehmen sind krisenfest. Der von der Regierung in Aussicht gestellte politische Rückenwind lässt aber noch immer auf sich warten.“

Die Indexwerte im Einzelnen:

  • aktuelle Geschäftslage: +0,3 Punkte auf 96,49 Punkte
  • Erwartungen zukünftige Geschäftslage: -1,37 Punkte auf 90,99 Punkte
  • F&E-Investitionsindex: +2,35 Punkte auf 96,1 Punkte
  • Beschäftigungsindex: -2,26 Punkte auf 92,52
  • aktuelle politische Rahmenbedingungen: -2,05 Punkte auf 91,7 Punkte
  • zukünftige politische Rahmenbedingungen: -3,28 Punkte auf 84,65 Punkte

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Die Ergebnisse der Trendumfrage 2012/2013

Über diese Umfrage:
Zum mittlerweile siebten Mal in Folge haben BIO Deutschland und |transkript rund 1.100 Biotechnologie-Unternehmen und branchenspezifische Dienstleister befragt. 143 von ihnen haben den Fragebogen in diesem Jahr zurückgesandt. Ziel ist es, mit Hilfe dieses Stimmungsbarometers die Entwicklung des laufenden Jahres vorherzusagen. Die Berechnung und Ermittlung der Indexwerte erfolgt ähnlich der vom IFO-Institut angewandten Methodik. Im Wesentlichen repräsentieren die Werte die Differenz zwischen positiven und negativen Antworten. Die Werte sind auf die Ergebnisse des Jahres 2006 normiert (=100%).

Einschätzung der aktuellen Geschäftslage leicht verbessert (n=142)

  • Im Vergleich zum Vorjahr ist zwar nur eine geringe Verbesserung zu erkennen, aber dafür ein stetiger Aufwärtstrend seit dem Krisenjahr 2008
  • Fast 95% beurteilen ihre Lage als gut oder befriedigend

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Pessimistischere Einschätzung der zukünftigen Geschäftslage (n=142)

  • 8,5% beurteilen ihre zukünftigen Geschäftslage als ungünstiger, welches exakt dem Wert aus 2011 entspricht
  • Zwar schätzen mehr als 44% die zukünftige Geschäftslage als günstiger als die aktuelle ein, aber dies sind fast 4% weniger als im Vorjahr (2011: 48%)

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Beschäftigungszuwachs wird schwächer (n=142)

  • Die Beschäftigung wird steigen, wenn auch nicht so stark wie im Vorjahr: Fast 55% der Unternehmen wollen neue Jobs schaffen (2011: fast 60%)
  • Mehr als 6% möchten Arbeitsplätze abbauen (2011: 4%), während fast 39% (gut ein 1%-Punkt mehr als 2011) nichts verändern wollen

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Investitionsbereitschaft in F&E wird steigen (n=139)

  • 54% lassen ihre Investitionen konstant (2011: 56%)
  • Zunahme des Anteils derer, die F&E-Ausgaben erhöhen möchten (von 40% auf fast 44%)
  • Lediglich mehr als 2% wollen Investitionen verringern (2011: mehr als 4%)

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Einschätzung des politischen Klimas weiter verschlechtert (n=139)

  • 18% (2011: 15%) schätzen das politische Klima als schlecht ein und waren es 2011 noch fast 27%, die es als gut einschätzten, so sind es aktuell nur noch gut 25%
  • Auch wenn insgesamt mehr als 80% das Klima als befriedigend bis gut befinden, so hat sich die Gesamteinschätzung gegenüber 2011 weiter verschlechtert; der Optimismus der Bundestagswahl 2009 ist vollends verflogen

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Erwartungen an zukünftiges politisches Klima sinken weiter (n=137)

  • Unverändert wie im Vorjahr glauben 60%, dass sich auf politischer Ebene nichts ändern wird, während es 2006, zu Beginn der Umfragen, nur 40% waren
  • Fast 15% glauben sogar an eine Verschlechterung

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Über BIO Deutschland:
Die Biotechnologie-Industrie-Organisation Deutschland (BIO Deutschland), mit 300 Mitgliedern – Unternehmen, Bioregionen und Branchen-Dienstleister – und Sitz in Berlin, hat sich zum Ziel gesetzt, in Deutschland die Entwicklung eines innovativen Wirtschaftszweiges auf Basis der modernen Biowissenschaften zu unterstützen und zu fördern. Dr. Peter Heinrich ist Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland.

Weitere Informationen unter: www.biodeutschland.org

Über |transkript:
Das Life Sciences-Magazin |transkript berichtet monatlich über die Biotechnologie im deutschsprachigen Europa. Im nunmehr 19. Jahrgang erscheint |transkript im BIOCOM-Verlag und hat sich anerkanntermaßen als die führende Fachzeitschrift etabliert, die Biotechnologie in Wirtschaft, Gesellschaft und fachlicher Anwendung thematisiert.

Weitere Informationen unter: www.transkript.de

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