Trends in der deutschen Biotechnologie-Branche 2021

Deutsche Biotechnologiebranche während der Pandemie - Rekordfinanzierung und hohe Erwartungen an die Politik

(Berlin – 14. Januar 2021) Die Erwartungen der deutschen Biotechnologiebranche an die Politik sind hoch. Das zeigt das Ergebnis der jährlichen Trendumfrage des Biotechnologiebranchenverbandes BIO Deutschland. Die Einschätzung des aktuellen und zukünftigen politischen Klimas ist im Vergleich zu den Vorjahren deutlich positiver. Die Corona-Pandemie hat zwar in Einzelfällen einen Einfluss auf die aktuelle und zukünftige Geschäftslage, die meisten Unternehmen führen ihre Situation aber nicht auf die Krise zurück. Mit über drei Mrd. Euro eingeworbenen Finanzmitteln über die Börse und Venture Kapital erreichen die deutschen Biotechnologie-Unternehmen einen neuen Rekord, wobei die zwei Impfstoffentwickler BioNTech und CureVac rund die Hälfte des Kapitals für sich verbuchen konnten.

Die jährliche Trendumfrage, die BIO Deutschland seit 2006 durchführt, ergab eine weitgehend stabile Einschätzung der aktuellen und zukünftigen Geschäftslage und kaum Veränderung bei den Plänen zur Beschäftigung und Investitionen in Forschung und Entwicklung. Sehr deutlich von den Vorjahren wich hingegen die Einschätzung des aktuellen und zukünftigen politischen Klimas ab. 53 Prozent der Befragten hielten das Klima 2020 für gut (2019: 28 Prozent), 58 Prozent gehen davon aus, dass es sich im Jahr 2021 verbessern wird (2019: 20 Prozent). Insgesamt gaben rund 60 Prozent der Unternehmen an, dass ihre Geschäftslage nicht durch die Pandemie beeinflusst sei, 40 Prozent spürten die Pandemie 2020 hingegen im Guten oder im Schlechten. Für 2021 gehen 30 Prozent der Befragten davon aus, dass die Pandemie einen Einfluss auf die Geschäftslage haben wird.

Mit mehr als drei Mrd. Euro erreichte die Finanzierung der Branche einen neuen Höchsttand (zuletzt 2018 mit rund 1,3 Mrd. Euro). 942 Mio. Euro konnten als Venture Kapital eingeworben werden,
2,11 Mrd. Euro über die Börse, darunter zwei Börsengänge der Tübinger Unternehmen CureVac und Immatics an der Nasdaq in den USA. Die Hälfte der Rekordsumme trugen die SARS-CoV-2-Impfstoffentwickler BioNTech und CureVac bei.

Oliver Schacht, Vorstandsvorsitzender von BIO Deutschland, kommentiert: „Die Biotechnologieindustrie hat im vergangenen Jahr gezeigt, wie wichtig sie für unsere Gesundheit ist, sei es durch diagnostische Tests, den ersten zugelassenen Corona-Impfstoff oder vielversprechende Therapie-Kandidaten. Es ist großartig, dass wir 2020 auch erstmals eine derart großvolumige Finanzierung unserer Unternehmen sehen. Ich denke, in den letzten Monaten ist deutlich geworden, dass die Investition in Biotechnologie eine Investition in unsere Zukunft ist. Wir müssen jetzt weiter an Rahmenbedingungen arbeiten, die mehr forschenden Unternehmen ermöglichen, große Finanzierungsrunden zu realisieren. Nur so können wichtige Innovationen wie Impfstoffe, Krebstherapien oder nachhaltige Produkte für unserer Gesellschaft zur Verfügung gestellt werden.“

Viola Bronsema, Geschäftsführerin von BIO Deutschland, ergänzt: „Die SARS-CoV-2-Pandemie hat die Wahrnehmung und Wertschätzung unserer Branche in Politik und Öffentlichkeit schlagartig stark erhöht. Das hätten wir natürlich lieber ohne eine Krise solchen Ausmaßes erreicht. Die Einschätzung unserer Unternehmen bezüglich des politischen Klimas hat sich entsprechen deutlich verbessert. Jetzt müssen die politisch Verantwortlichen auch handeln. Wenn wir die Produkte, die deutsche Biotechnologie-Unternehmen entwickeln, auch in Deutschland produzieren und Patientinnen und Patienten zugutekommen lassen wollen, müssen wir bei den Rahmenbedingungen vor allem für Eigenkapital-Investitionen nachbessern.“

Die Ergebnisse der Trendumfrage 2020/2021

Über diese Umfrage:

Zum 15. Mal in Folge hat BIO Deutschland rund 1.100 Biotechnologie-Unternehmen und branchenspezifische Dienstleister befragt. 145 von ihnen haben den Fragebogen in diesem Jahr beantwortet. Ziel ist es, mit Hilfe dieses Stimmungsbarometers die Entwicklung des laufenden Jahres vorherzusagen. Die Berechnung und Ermittlung der Indexwerte erfolgt ähnlich der vom IFO-Institut angewandten Methodik. Im Wesentlichen repräsentieren die Werte die Differenz zwischen positiven und negativen Antworten. Die Werte sind auf die Ergebnisse des Jahres 2006 normiert (=100%).

Aktuelle Geschäftslage

59 Prozent der Befragten schätzten ihre Geschäftslage 2020 als gut ein, 9 Prozent als schlecht

Rund 60 Prozent gaben an, die Geschäftslage sei nicht durch die Pandemie beeinflusst, 40 Prozent spürten die Pandemie. Am geringsten war der Einfluss der Pandemie prozentual bei den Unternehmen, die ihre aktuelle Geschäftslage als gut bezeichneten. Am höchsten bei denen, die sie befriedigend fanden.

Zukünftige Geschäftslage

48 Prozent glauben, dass ihre Geschäftslage 2021 günstiger sein wird, 8 Prozent gehen davon aus, dass sie ungünstiger wird.

Rund 70 Prozent der Unternehmen gehen nicht davon aus, dass die Pandemie ihre zukünftige Geschäftslage beeinflussen wird. 30 Prozent dagegen schon. Der Einfluss der Pandemie war bei den Unternehmen, die eine ungünstigere Geschäftslage erwarten, mit 45 Prozent am höchsten, bei denen die eine gleichbleibende oder günstigere Prognose angaben, war der Einfluss der Pandemie mit rund 30 Prozent gleich hoch.

Aktuelles Klima

Das politische Klima fanden 53 Prozent 2020 gut, 39 Prozent befriedigend und 8 Prozent schlecht

Zukünftiges Klima

58 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass das politische Klima 2021 noch besser wird, 4 Prozent denken, es wird sich verschlechtern.

Zukünftige Beschäftigungslage

Personal aufbauen zu wollen, sagten 56 Prozent der Befragten, Personal abzubauen, planen 10 Prozent.

Zukünftige F&E-Investitionen

Ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung planen 49 Prozent der Befragten zu erhöhen, 9 Prozent möchten diese verringern.