Trends in der deutschen Biotechnologie-Branche 2024

Biotech-Industrie: Finanzierung stabil – Trendwende zeichnet sich ab

(Berlin – 11. Januar 2024) Trotz angespannter globaler Finanzierungslage ist es der deutschen Biotechnologie-Industrie 2023 gelungen, mit rund 1,08 Mrd. Euro etwas mehr Kapital einzusammeln als im Jahr davor (920 Mio. Euro). 533 Mio. Euro davon gingen in Form von Venture Kapital an private Unternehmen, 547 Mio. Euro flossen als Kapitalerhöhung an börsennotierte, so die Datenerhebung, die der Biotechnologie-Branchenverband BIO Deutschland heute veröffentlicht. Die jährliche Trendumfrage des Verbands zeigt zudem, dass Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer ihre Geschäftslage 2023 zwar noch deutlich schlechter einschätzen als 2022, sie aber wieder positiver in die Zukunft blicken. Allerdings setzt sich der negative Trend bei der Personalplanung und den Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) für das kommende Jahr fort.

Rund 29 Prozent gaben an, ihre aktuelle Geschäftslage sei schlecht. 2022 sagten das lediglich 13 Prozent. Im Gegensatz dazu gehen rund 35 Prozent davon aus, dass ihre Geschäftslage 2024 besser sein wird als 2023. Letztes Jahr waren das nur 26 Prozent. Zugenommen hat ebenfalls die Zahl der Unternehmen, die Personal abbauen werden. 14,5 Prozent gaben an, dies vorzuhaben, ca. dreimal so viele wie noch vor einem Jahr. Die Zahl derer, die planen Personal aufzubauen, ist mit rund 45 Prozent dabei stabil geblieben. 33 Prozent wollen 2024 mehr in FuE investieren (2023: 39 Prozent), 18 Prozent planen, diese Investitionen zu reduzieren (2023: 11 Prozent). Die Anzahl derer, die das aktuelle politische Klima für Biotech-Unternehmen schlecht finden, hat sich mehr als verdoppelt, von 15 auf 35 Prozent. Was das zukünftige politische Klima angeht, erwarten die Unternehmerinnen und Unternehmer kaum Veränderungen.

Oliver Schacht, Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland, konstatiert: „Das Jahr 2023 hat unsere Unternehmen vor besondere Herausforderungen gestellt. Der Kapitalmarkt war schwierig, die Energiekosten sind hoch, qualifiziertes Personal ist schwer zu finden. Die Ergebnisse unserer Trendumfrage bilden diese Situation ab. Bemerkenswert ist, dass viele Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer davon ausgehen, dass sich die Situation nicht weiter verschlechtern wird, sondern sich sogar eine Trendumkehr abzeichnet. Allerdings sind sie dennoch bei Investitionen weiterhin vorsichtig, auch mehr Stellenabbau ist geplant, aber nach wie vor auf niedrigem Niveau.“

Viola Bronsema, Geschäftsführerin der BIO Deutschland, ergänzt. „Die Trendumfrage zeigt, dass sich die Einschätzung des politischen Klimas für unsere Branche im Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich verschlechtert hat. Das ist nachvollziehbar, denn noch immer ist die Biotechnologie bei unserer Regierung nicht zur Chefsache geworden, obwohl beispielsweise auch der Zukunftsrat des Kanzlers die Bedeutung der Technologie erkannt hat. Hier muss dringend etwas passieren. Biotech-Unternehmen sind Kraftwerke der Wertschöpfungskette, der Therapieentwicklung und der nachhaltigen Bioökonomie sowie der Kreislaufwirtschaft.“

Die Ergebnisse der Trendumfrage 2023/2024

Über diese Umfrage:

Zum 18. Mal in Folge hat BIO Deutschland Biotechnologie-Unternehmen und branchenspezifische Dienstleister befragt. 124 (14,1 Prozent) von ihnen haben den Fragebogen in diesem Jahr beantwortet. Ziel ist es, mit Hilfe dieses Stimmungsbarometers die Entwicklung des laufenden Jahres vorherzusagen. Die Berechnung und Ermittlung der Indexwerte erfolgt ähnlich der vom IFO-Institut angewandten Methodik. Im Wesentlichen repräsentieren die Werte die Differenz zwischen positiven und negativen Antworten. Die Werte sind auf die Ergebnisse des Jahres 2006 normiert (=100%).

Aktuelle Geschäftslage

31 Prozent schätzen ihre Geschäftslage als gut ein, 29 Prozent als schlecht.

Zukünftige Geschäftslage

35 Prozent glauben, dass ihre Geschäftslage 2024 günstiger sein wird, rund 14 Prozent gehen davon aus, dass sie ungünstiger wird.

Aktuelles Klima

Das politische Klima fanden 9 Prozent 2023 gut und 35 Prozent schlecht

Zukünftiges Klima

17 Prozent erwarten, dass sich das politische Klima 2024 verschlechtern wird. 29 Prozent glauben noch an eine Verbesserung.

Zukünftige Beschäftigungslage

Personal aufbauen zu wollen, sagten 45 Prozent, Personal abzubauen, planen 14 Prozent.

Zukünftige F&E-Investitionen

Ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung planen 33 Prozent zu erhöhen, 18 Prozent möchten diese verringern.