Bewegt die Bausteine des Lebens

Beflügelt vom damals in Deutschland einsetzenden Boom der Biotechnologie, entschlossen sich sechs Studenten der Goethe-Universität im Frühjahr („Spring“) des Jahres 1997, ein Unternehmen zur Herstellung von Nukleinsäure-Ketten zu gründen. In vielen Labors in Akademia und Industrie gab es einen steigenden Bedarf an solchen Oligonukleotiden.  Also legten die sechs Gründer ihre Ersparnisse zusammen und kauften für 65.000 DM ein DNA-Synthesegerät. Sie schlossen einen Dienstleistungsvertrag mit der Goethe-Universität und führten ihre Firma BioSpring zunächst von einem Laborraum ihres Doktorvaters Joachim Engels aus, einem Pionier der Nukleinsäureforschung, der die Idee von Anfang an unterstützte. Das stetig wachsende Geschäft ermöglichte im Jahr 2000 den Umzug zum heutigen Standort in Frankfurt-Fechenheim. Von den Gründern waren zu diesem Zeitpunkt nur noch zwei an Bord: Hüseyin Aygün und Sylvia Wojczewski. Noch heute führen die beiden Chemiker BioSpring als Privatunternehmen, welches sein Wachstum aus eigener Kraft und ohne Investoren finanziert und inzwischen knapp 500 Beschäftigte zählt.

„Wir setzen“, so sagen die Gründer, „sehr konsequent auf das riesige Potenzial der Biotechnologie für die Medizin.“

Diese außerordentlich erfolgreiche Entwicklung von BioSpring zeigt, dass die Vision der Gründer, Oligonukleotide würden die Medizin revolutionieren, mehr als richtig war. Weil die beiden Stränge der Doppelhelix unserer DNA komplementär zueinander sind, können Oligonukleotid-Stränge biologische Information als Schrift oder als Spiegelschrift übertragen. 1997 wusste man beispielsweise schon, dass man sie als Primer für die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) oder für die Entwicklung von Antisense-Medikamenten gebrauchen kann, die funktionale Genabschnitte blockieren. Weitere Anwendungsmöglichkeiten, wie die RNA-Interferenz oder die CRISPR-Cas-Genscheren, waren damals aber noch gar nicht entdeckt bzw. erfunden. Inzwischen hat die amerikanische Zulassungsbehörde FDA bereits grünes Licht für annähernd 20 Oligonukleotid-Medikamente gegeben, die auf dem Antisense- oder dem RNA-Interferenz-Prinzip beruhen. Und damit eine Genschere ihr Ziel korrekt erreicht, muss sie von einem maßgeschneiderten Oligonukleotid dorthin geführt werden. Für die Herstellung solcher Führungs-RNAs ist BioSpring in den vergangenen Jahren zum Weltmarktführer avanciert. Insgesamt ist das Unternehmen Europas größter Wirkstoffhersteller für synthetische DNA und RNA.

BioSpring ist ein führender Experte auf dem Gebiet der Oligonukleotid-Wissenschaft und -Technologie, der Produkte und Dienstleistungen in allen Produktionsmaßstäben anbietet. Diese entsprechen den höchsten Qualitätsstandards für therapeutische und diagnostische Anwendungen und decken den gesamten Lebenszyklus von der Forschung und Entwicklung bis zur kommerziellen Nutzung ab.

www.biospring.de

Ihre Vision haben die BioSpring-Gründer von vorneherein in die Mission übersetzt, Oligonukleotide in einer bis dahin unbekannt hohen Qualität und Reinheit zu liefern sowie einen herausragenden Service für die Kunden zu bieten. Dieser auch bei anfangs knappen Ressourcen durchgängig eingelöste Anspruch begründete das weltweite Ansehen der Firma. Als erster europäischer Vertragshersteller und -entwickler erhielt BioSpring 2007 die deutsche cGMP-Zertifizierung für die Herstellung und Qualitätskontrolle von therapeutischen Oligonukleotiden. Im selben Jahr begann ein Kunde die erste klinische Studie mit einem von BioSpring gelieferten Molekül. 2012 setzten Wojczewski und Aygün mit der Syntheseplattform Next-Generation OligoProcess einen neuen Industriestandard, zwei Jahre später schlossen sie die erste FDA-Inspektion erfolgreich ab. Seit 2020 ist BioSpring auch Lieferant für ein zugelassenes Arzneimittel. Mit Tochtergesellschaften in den USA und einer Vertretung in Japan hat BioSpring seinen internationalen Erfolg gesteigert. Festes Standbein bleibt das Rhein-Main-Gebiet. 2021 wurde BioSpring von der Hessischen Landesregierung als Hessen-Champion in der Kategorie Job-Motor ausgezeichnet. Kurz darauf gab das Unternehmen bekannt, dass es in Frankfurts Nachbarstadt Offenbach eine umfangreiche mehrstufige Expansion plant. Dabei sollen in den nächsten Jahren ein eigener Campus und insgesamt 1500 Arbeitsplätze entstehen  „Wir setzen“, so sagen die Gründer, „sehr konsequent auf das riesige Potential der Biotechnologie für die Medizin.“ Mit der Produktion von mRNA, neuen analytischen Dienstleistungen und der Formulierung von Arzneimitteln sind sie dabei, BioSpring zu einem „One-Stop-Shop“ für Medikamente auf Nukleinsäure-Basis zu machen.

Redaktion: Dr. Claudia Englbrecht englbrecht@biodeutschland.org, Joachim Pietzsch j.pietzsch@wissenswort.com