Botschaften zur Industriellen Bioökonomie
Die Industrielle Biotechnologie ist eine der tragenden Säulen des Transformationsprozesses in eine bio-basierte und nachhaltige Wirtschaft, eine Bioökonomie. Durch den Einsatz maßgeschneiderter Mikroorganismen, Enzyme und Zellkulturen ermöglicht die industrielle Biotechnologie die Herstellung biobasierter Produkte, die fossile Ressourcen ersetzen und den ökologischen Fußabdruck deutlich reduzieren. Gleichzeitig leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft, indem sie Ressourcen effizienter nutzt und geschlossene Wertschöpfungsketten etabliert. Diese Ansätze tragen nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern stärken auch die wirtschaftliche Souveränität Deutschlands und Europas.
Obwohl Deutschland in der Biotechnologie-Forschung international führend ist, wird die Umsetzung biotechnologischer Innovationen hierzulande durch unzureichende Rahmenbedingungen und Wettbewerbsnachteile gehemmt. Forschungs- und Entwicklungsergebnisse werden deshalb oft außerhalb Deutschlands in die Anwendung gebracht, wo günstigere Bedingungen herrschen. Um die industrielle Biotechnologie in Deutschland als treibende Kraft für eine nachhaltige Wirtschaft und Gesellschaft zu etablieren, müssen folgende Maßnahmen umgesetzt werden:
1. Ganzheitlicher Produktvergleich
- Die Bewertung traditioneller und fossiler Produkte sowie Verfahren muss unter Einbeziehung aller Kosten einschließlich des ökologischen Fußabdrucks erfolgen, um die Vorteile innovativer Technologien für Wirtschaft und Gesellschaft aufzuzeigen.
2. Förderung biotechnologischer Innovationen
- Schaffung klarer regulatorischer Rahmenbedingungen für biotechnologische Innovationen, einschließlich einer umfassenden Überarbeitung relevanter Gesetze und Richtlinien auf nationaler- und auf EU-Ebene.
3. Beschleunigung bioökonomischer Ansätze
- Langfristige Förderung von Pilotanlagen und Prototyp-Entwicklungen. Dies gilt sowohl für bereits bestehende Anlagen hinsichtlich ihrer personellen und materiellen Ausstattung als auch für neu aufzubauende Anlagen.
- Unterstützung bei der Entwicklung neuer Herstellverfahren von biotechnologischen Produkten und Vorprodukten sowie beim Aufbau der dafür erforderlichen Wertschöpfungsketten.
4. Vereinfachung von Verfahren
- Einführung von Genehmigungsfiktionen, Widerspruchslösungen und „One-Stop-Shop-Lösungen, um Prozesse zu beschleunigen.
5. Market-Pull für biobasierte Produkte
- Selbstauskünfte von Unternehmen zur Einhaltung von Beimischungsquoten und Materialvorgaben sowie höhere Abgaben auf CO2, um den Markteintritt für biobasierte Produkte zu erleichtern.
6. Chancenkapital heben
- Gesetzliche Grundlagen für deutsche/europäische Kapitalsammelstellen schaffen.
- Steuerliche Anreize für Privatinvestoren zur Investition in Chancenkapital setzen.
7. Politisches Bekenntnis zur Biotechnologie
- Biotechnologie als Schlüsselindustrie im Kanzleramt verankern und eine Biotechnologie-Agenda 2025-2050 als zukunftsrelevante Querschnittsaufgabe aufsetzen.
- Ein klares Bekenntnis der Bundesregierung und des Bundestages zur zentralen Rolle der Biotechnologie in der nationalen Bioökonomiestrategie.
8. Transparenz und Dialog
- Intensive Unterstützung von Öffentlichkeitsarbeit sowie einem transparenten Dialog über innovative Technologien und Produkte.