Trends in der deutschen Biotechnologie-Branche 2017

BIO Deutschland e.V. und transkript

Biotech-Branche setzt Wachstumskurs fort

Berlin, 12. Januar – Die deutsche Biotechnologie-Branche startet optimistisch ins neue Jahr und ist weiterhin auf Wachstumskurs. Eine Mehrheit der Firmen will mehr Mitarbeiter einstellen sowie zusätzlich in Forschung und Entwicklung (F&E) investieren. Die gute Stimmung spiegelt sich auch in den aktuellen Finanzierungszahlen wider: Mit frischem Kapital in Höhe von rund 505 Millionen Euro können die Biotech-Firmen im Jahr 2016 fast an die Rekordzahlen aus dem Vorjahr anknüpfen (2015: 550 Mio. Euro). Das zeigen die Ergebnisse einer Unternehmensumfrage, die der Verband der Biotechnologie-Industrie, BIO Deutschland, in Kooperation mit dem Branchenmagazin |transkript durchgeführt hat.

Der Umfrage zufolge ist die Stimmung in der Biotech-Branche ungebrochen positiv: Erneut bekennen sich die zum Jahresende 2016 befragten Unternehmer und Unternehmerinnen zu neuen Investitionen in Personal und F&E. Zwei Drittel schätzen die aktuelle Geschäftslage als gut ein, 54 % erwarten für 2017 zudem eine weitere Verbesserung. Damit erreicht die Umfrage ähnlich positive Werte wie im Vorjahr.

Die Ergebnisse werden ergänzt durch Recherchen von BIO Deutschland und |transkript, das von der BIOCOM AG herausgegeben wird. Demnach bewegen sich die Investitionen in deutsche Biotech-Firmen im Jahr 2016 mit 505 Millionen Euro wieder auf einem hohen Niveau, auch wenn im Vergleich zum Rekordjahr 2015 ein Rückgang von 8 % zu verzeichnen ist (550 Millionen Euro). Die Attraktivität der Biotechnologie an der Börse ist jedoch gestiegen: die börsennotierten Firmen haben insgesamt 258 Millionen Euro eingeworben, 5 % mehr als im Vorjahr (246 Millionen Euro). Mit der BRAIN AG hat zudem in Frankfurt der erste Biotech-Börsengang seit 2007 stattgefunden. Von Wagniskapitalgebern sind insgesamt 216 Millionen Euro in deutsche Firmen geflossen, 17 % weniger als im Rekordjahr 2015 (260 Millionen Euro).

Mit dieser Entwicklung setzt sich Deutschland positiv vom europäischen Kapitalmarkt ab. Nach dem Boomjahr 2015 ist 2016 hier – zumindest an der Börse – eine deutliche Ernüchterung eingetreten. Laut einer Studie der BIOCOM AG haben europäische Biotech-Firmen im Jahr 2016 insgesamt 3,3 Milliarden Euro über die Börse eingesammelt, nur etwa halb so viel wie 2015 (6,16 Milliarden Euro). 17 Firmen haben als Neulinge den Sprung aufs Parkett gewagt (2015: 25), davon die überwiegende Mehrheit (14) an einem europäischen Börsenplatz. Nur drei Firmen haben sich für die Nasdaq in den USA entschieden.

Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland, bilanziert: „Der positive Trend, den wir letztes Jahr bei unserer Umfrage sehen konnten, hat sich stabilisiert. Unsere Unternehmerinnen und Unternehmer beurteilen das politische Klima relativ positiv, was wir auch auf erfreuliche Entwicklungen im letzten Jahr zurückführen. So hatte der Pharmadialog, in dem BIO Deutschland aktiv mitgewirkt hat, einige für die Branche positive Ergebnisse hervorgebracht. Ebenso ist die Neuregelung der steuerlichen Verlustverrechnung bei Körperschaften ein erfreuliches Signal für die innovativen kleinen und mittleren Unternehmen und ihre Investoren gewesen. Wir hoffen,  auch mit Blick auf die nächste Legislaturperiode, auf ein Anhalten dieser Entwicklung. Nur so kann auch langfristig sichergestellt werden, dass Deutschland ein Innovationsmotor bleibt.“

Sandra Wirsching, Kapitalmarktexpertin bei der BIOCOM AG ergänzt: „Die Finanzierungssituation hat sich in den vergangenen Jahren auf einem spürbar hohen Niveau eingependelt. Inzwischen sehen wir wieder VC-Runden im zweistelligen Millionenbereich und vermehrt ausländische Investoren, die sich an Finanzierungsrunden in Deutschland beteiligen.“

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Die Ergebnisse der Trendumfrage 2016/2017

Über diese Umfrage:

Zum elften Mal in Folge haben BIO Deutschland und |transkript rund 1.100 Biotechnologie-Unternehmen und branchenspezifische Dienstleister befragt. 97 von ihnen haben den Fragebogen in diesem Jahr zurückgesandt. Ziel ist es, mit Hilfe dieses Stimmungsbarometers die Entwicklung des laufenden Jahres vorherzusagen. Die Berechnung und Ermittlung der Indexwerte erfolgt ähnlich der vom IFO-Institut angewandten Methodik. Im Wesentlichen repräsentieren die Werte die Differenz zwischen positiven und negativen Antworten. Die Werte sind auf die Ergebnisse des Jahres 2006 normiert (=100%).

Aktuelle Geschäftslage

Indexwert sinkt um 0,82 Punkte.

Rund 61 Prozent der Befragten bewerten ihre derzeitige Geschäftslage als gut, das sind 6 Prozent weniger als im Vorjahr.

Zukünftige Geschäftslage

Indexwert sinkt um 0,61 Punkte.

54 Prozent schätzen ihre Geschäftslage zukünftig günstiger ein, nur rund 3 Prozent schätzen sie als ungünstiger ein als im Vorjahr.

Aktuelles politisches Klima

Das aktuelle politische Klima wird weiterhin positiv bewertet. Der Indexwert steigt um 1,85 Punkte.

33 Prozent der Befragten schätzen das aktuelle politische Klima als gut ein, 66 Prozent halten es für befriedigend.

Zukünftiges politisches Klima

Auch der Trend bei der Einschätzung der zukünftigen politischen Rahmenbedingungen hält an. Der Indexwert steigt leicht um 0,33 Punkte.

Nur 6,3 Prozent gehen von einer Verschlechterung des politischen Klimas aus.

Zukünftige Beschäftigungslage

Im Jahr 2017 planen 62,5 Prozent der befragten Unternehmen, Personal aufzubauen. Der Indexwert steigt leicht um 0,61 Punkte. Der positive Trend der Vorjahre setzt sich somit fort.

Zukünftige F&E-Investitionen

Der Indexwert sinkt um - 2,33  Punkte und kehrt somit annähernd auf den Wert von 2016 zurück.

5,3 Prozent planen die F&E-Investitionen zu verringern. Rund 45 Prozent der Befragten geben an, die F&E-Investitionen erhöhen zu wollen.