Trends in der deutschen Biotechnologie-Branche 2018

BIO Deutschland e.V. und transkript

Biotech-Finanzierungen erreichen neuen Rekord

(Berlin, 24. Januar) – Mit Investitionen von rund 674 Millionen Euro war 2017 ein neues Rekordjahr für die deutsche Biotechnologie-Branche. Die Mehrheit der Unternehmen blickt zudem zuversichtlich ins neue Jahr, will weiter in Forschung und Entwicklung (FuE) sowie neues Personal investieren. Das geht aus den Ergebnissen einer Unternehmensumfrage hervor, die der Verband der Biotechnologie-Industrie, BIO Deutschland, in Kooperation mit dem Branchenmagazin |transkript durchgeführt hat.

Der Umfrage zufolge ist die Stimmung in der Biotech-Branche überwiegend positiv: Erneut bekennen sich die zum Jahresende 2017 befragten Unternehmer und Unternehmerinnen zu neuen Investitionen in FuE und Personal. Die Hälfte schätzt die aktuelle Geschäftslage als gut ein und erwartet für 2018 eine weitere Verbesserung. Damit erreicht die Umfrage zwar wieder insgesamt positive Werte, liegt aber im Vergleich zum Vorjahr auf etwas niedrigerem Niveau.

Die Ergebnisse werden ergänzt durch Recherchen von BIO Deutschland und dem Branchenmagazin |transkript, das von der BIOCOM AG herausgegeben wird. Demnach liegt das Finanzierungsniveau der deutschen Biotechnologie-Firmen 2017 auf Rekordhöhe: Mit 674 Millionen Euro liegt der Wert sogar knapp über dem bisherigen Allzeithoch von 656 Millionen Euro aus dem Jahr 2010 und ein Drittel über dem Vorjahreswert (2016: 505 Mio. Euro). Zweistellige Wachstumsraten von 36 % erreichten die börsennotierten Firmen: Insgesamt 352 Millionen Euro wurden eingeworben. (2016: 258 Millionen Euro). Der erfolgreiche Börsengang der InflaRx aus Jena an der US-Nasdaq hat weitere rund 86 Millionen Euro in die Kasse gespült. Von Wagniskapitalgebern sind 236 Millionen Euro geflossen, neun Prozent mehr als im Vorjahr (2016: 216 Millionen Euro).

Mit dieser Entwicklung knüpft Deutschland an die positive Entwicklung im europäischen Kapitalmarkt an. Auch hier ist nach dem schwächeren Jahr 2016 wieder ein deutlicher Aufwind zu spüren. Laut einer Studie der BIOCOM AG haben europäische Biotech-Firmen im Jahr 2017 insgesamt 5,09 Milliarden Euro über die Börse eingesammelt, 54 % mehr als 2016 (3,3 Milliarden Euro). Die Branche kann damit fast an die Rekordzahlen von 2015 anknüpfen (6,29 Milliarden Euro). 19 Firmen haben als Neulinge den Sprung aufs Parkett gewagt (2016: 17), davon die überwiegende Mehrheit (15) an einem europäischen Börsenplatz. Vier Firmen haben sich für die Nasdaq in den USA entschieden. Allerdings ist dort deutlich mehr Geld zu holen: Fast die Hälfte des Kapitals, das europäische Biotech-Firmen im Jahr 2017 eingeworben haben, kam über die US-Börse Nasdaq (2,16 Milliarden Euro).

Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland, bilanziert: „Die deutsche Biotechnologie-Branche hat sich über die letzten Jahre kontinuierlich weiterentwickelt. Damit dieser Aufwärtstrend nachhaltig bleibt, müssen die Rahmenbedingungen für Innovationen, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, durch die neue Bundesregierung dringend weiter verbessert werden. Wir erwarten, dass die von der CDU vorgeschlagene Biotechnologie-Agenda auch umgesetzt wird.“

Sandra Wirsching, Kapitalmarktexpertin bei der BIOCOM AG ergänzt: „Die deutschen Biotechnologie-Firmen profitieren von der wachsenden Reife der Branche, aber auch von einer insgesamt breiteren Investorenbasis – sowohl in Deutschland als auch auf internationaler Ebene. Beides trägt dazu bei, dass wir auch hierzulande immer mehr Finanzierungsrunden mit neuen Investoren sehen.“

Die Ergebnisse der Trendumfrage 2017/2018

Über diese Umfrage:

Zum 12. Mal in Folge haben BIO Deutschland und |transkript rund 1.100 Biotechnologie-Unternehmen und branchenspezifische Dienstleister befragt. 115 von ihnen haben den Fragebogen in diesem Jahr beantwortet. Ziel ist es, mit Hilfe dieses Stimmungsbarometers die Entwicklung des laufenden Jahres vorherzusagen. Die Berechnung und Ermittlung der Indexwerte erfolgt ähnlich der vom IFO-Institut angewandten Methodik. Im Wesentlichen repräsentieren die Werte die Differenz zwischen positiven und negativen Antworten. Die Werte sind auf die Ergebnisse des Jahres 2006 normiert (=100%).

Aktuelle Geschäftslage

Rund 90 Prozent der Befragten beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als befriedigend oder gut.

Zukünftige Geschäftslage

94 Prozent der Befragten erwarten, dass Geschäftslage zukünftig gleichbleibend oder günstiger sein wird.

Zukünftige Beschäftigungslage

Personal aufbauen wollen 58 Prozent der Unternehmen, rund 36 Prozent bleiben bei der aktuellen Personalstärke.

Zukünftige F&E-Investitionen

50 Prozent der Unternehmen gaben an, F&E-Investitionen erhöhen zu wollen, rund 43 Prozent wollen diese unverändert lassen.