Trends in der deutschen Biotechnologie-Branche 2019

Rekordfinanzierung für die Deutsche Biotechnologiebranche
Unternehmerinnen und Unternehmer sehen positiv auf dieses Jahr

(Berlin, 10. Januar 2019) Im Jahr 2018 haben deutsche Biotechnologieunternehmen mehr Geld als jemals zuvor eingeworben. Nach Recherchen des Biotechnologiebranchenverbandes BIO Deutschland geht aus bisher veröffentlichen Zahlen hervor, dass im letzten Jahr über eine Milliarde Euro an Venture-Kapital und weiterem Eigenkapital in die Unternehmen geflossen sind, wobei zwei Unternehmen mit besonders hohen Summen zum guten Gesamtergebnis beitragen. Die Stimmung in der Branche ist entsprechend relativ gut, wie aus einer aktuellen Umfrage des Verbandes hervorgeht. Die Unternehmerinnen und Unternehmer beurteilen ihre aktuelle und zukünftige Geschäftslage besser als letztes Jahr und wollen vermehrt in Forschung und Entwicklung investieren und Personal einstellen.

Im Jahr 2018 sammelten private Biotechnologieunternehmen 369 Millionen Euro (2017:  236 Millionen Euro) Venture-Kapital ein. Den weitaus größten Anteil daran hat der Immuntherapie-Spezialist BioNTech aus Mainz, der im Januar eine Finanzierungsrunde über umgerechnet 225 Millionen Euro bekannt gab, die größte bisher in Deutschland. Über die Börse konnten öffentliche Unternehmen rund 693 Millionen Euro (2017: 352 Millionen Euro) einwerben. Das älteste deutsche Biotechnologieunternehmen Qiagen trug mit 445 Millionen Euro in Form von Wandelanleihen das Meiste zu diesem Ergebnis bei. Dem Antikörper-Spezialist MorphoSys gelang mit 207 Millionen Euro ein erfolgreiches Debut an der US-amerikanischen NASDAQ. Im Vergleich zum letzten Rekordjahr 2017 (674 Millionen Euro) konnten die deutschen Unternehmen mit 1,27 Milliarden Euro so ihre Eigenkapital-Einnahmen fast verdoppeln.

Die Mehrheit der Unternehmerinnen und Unternehmer (60 Prozent) beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als gut, rund 50 Prozent erwarten für dieses Jahr eine Verbesserung. Personal wollen 67 Prozent der Befragten in den nächsten Monaten aufbauen und 56 Prozent vermehrt in Forschung und Entwicklung investieren. Das politische Klima für die Branche halten nur 28 Prozent für gut, der gleiche Anteil glaubt hier aber an Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr. Alle Indexwerte sind im Vergleich zur letztjährigen Umfrage gestiegen, bei Geschäftslage und Klima zeigt sich ein besonders starker positiver Trend.

Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender von BIO Deutschland, kommentiert: „Wir freuen uns, dass sich die Stimmung in der Branche nach den turbulenten politischen Entwicklungen zum Jahreswechsel 2017/2018 verbessert hat. Das zeigt einmal mehr: Unternehmen brauchen stabile Rahmenbedingungen, um planen zu können. Die Finanzierungszahlen sind beachtlich, wobei bei aller Freude darüber klar sein muss, dass zwei Ausnahmefinanzierungen zu dem guten Ergebnis beigetragen haben. Wir brauchen in Deutschland dringend ein besseres Kapitalmarktökosystem, damit alle Unternehmen einen leichteren Zugang zu Kapital bekommen.“

Viola Bronsema, Geschäftsführerin von BIO Deutschland ergänzt: „Wir sehen dieses Jahr ein sehr ungewöhnliches Ergebnis, das die großen Chancen der Branche illustriert. Wir müssen die Rahmenbedingungen so gestalten, dass in Deutschland mehr Unternehmen von Eigenkapitalinvestitionen profitieren und Innovationen den Markt erreichen sowie die gesamte Wertschöpfungskette der Biotechnologie hierzulande dargestellt werden kann.“

Die Ergebnisse der Trendumfrage 2018/2019

Über diese Umfrage:

Zum 13. Mal in Folge hat BIO Deutschland rund 1.100 Biotechnologie-Unternehmen und branchenspezifische Dienstleister befragt. 135 von ihnen haben den Fragebogen in diesem Jahr beantwortet. Ziel ist es, mit Hilfe dieses Stimmungsbarometers die Entwicklung des laufenden Jahres vorherzusagen. Die Berechnung und Ermittlung der Indexwerte erfolgt ähnlich der vom IFO-Institut angewandten Methodik. Im Wesentlichen repräsentieren die Werte die Differenz zwischen positiven und negativen Antworten. Die Werte sind auf die Ergebnisse des Jahres 2006 normiert (=100%).

Aktuelle Geschäftslage

Rund 93 Prozent der Befragten beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als befriedigend oder gut.

Zukünftige Geschäftslage

95 Prozent der Befragten erwarten, dass ihre Geschäftslage zukünftig gleichbleibend oder günstiger sein wird.

Zukünftige Beschäftigungslage

Personal aufbauen wollen 67 Prozent der Unternehmen, rund 26 Prozent bleiben bei der aktuellen Personalstärke.

Zukünftige F&E-Investitionen

56 Prozent der Unternehmen gaben an, F&E-Investitionen erhöhen zu wollen, rund 36 Prozent wollen diese unverändert lassen.

Aktuelles Klima

Das aktuelle politische Klima wird besser bewertet als im Vorjahr. 28 Prozent der Befragten schätzen das aktuelle politische Klima als gut ein, 59 Prozent halten es für befriedigend.

Zukünftiges Klima

29 Prozent gehen von einer Verbesserung des politischen Klimas aus, 61 Prozent denken, dass sich nichts verändern wird. Rund 10 Prozent erwarten eine Verschlechterung.