Januar 2008
Anhörung zum Thema "Kennzeichnung neuartiger Lebensmittel"
BIO Deutschlandan nahm am 16. Januar an der Anhörung zum Thema: "Neuartige Lebensmittelverordnung - Kennzeichnung gentechnikfreier Fütterung bei tierischen Produkten" im "Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz" des Bundestages teil. Dabei ging es um die geplante Änderung der Verordnung, nach der Lebensmittel mit dem Hinweis "ohne Gentechnik" versehen werden dürfen. Hierbei soll die bisher sehr rigide und in Deutschland kaum angewandte Regelung durch eine neue ersetzt werden, die die Auszeichnung bereits zulässt, wenn die Produkte von Tieren stammen, die (über einen gewissen Zeitraum) mit gentechnikfrei hergestellten Futtermitteln ernährt wurden. Der Einsatz von Gentechnik im sonstigen Tierhaltungs- und Herstellungsprozess soll die Kennzeichnung nicht erfassen. Das heißt, "ohne Gentechnik" schließt den Einsatz von zum Beispiel rekombinanten Medikamenten und gentechnisch hergestellten Futter- und Nahrungsmittelzusätze wie Vitaminen oder Aminosäuren bei der Tierhaltung und Lebensmittelherstellung nicht aus.
Während der Anhörung zeichneten sich im Wesentlichen drei Lager ab:
- Der Verordnungsentwurf ist an sich in Ordnung, wenn der Hinweis "gentechnikfrei" ersetzt wird durch zum Beispiel "Gentechnikfreie Futtermittel"
- Die ursprüngliche rigide Verordnung soll beibehalten werden, weil alles andere den Verbraucher in die Irre führt
- Der Verordnungsentwurf ist in der vorliegenden Form in Ordnung
Auch mögliche Auswirkungen des neuen Verordnungsentwurfes auf die Verbrauchernachfrage wurden diskutiert: Hier konnte der Vertreter der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Gentechnik-frei erzeugte Lebensmittel über Beobachtungen aus seinem Land berichten. Die größte Molkerei in Österreich hatte vor der Einführung von entsprechenden Kennzeichnungen einen Absatzrückgang von 6% zu verzeichnen. Sie kann sich nun trotz einer Preiserhöhung von 15 Cent pro Liter "Ohne-Gentechnik-Milch" über eine Absatzsteigerung von 12% freuen.
Zu diesem Thema wurde vom Raiffeisenverband hinzugefügt, dass das Angebot an "Ohne-Gentechnik-Futtermitteln" die Nachfrage deutlich übersteigt. Gleichzeitig gibt es nicht genug "gentechnikfreie" Futtermittel, um alle Tiere in Deutschland damit zu versorgen. Insbesondere "Eiweißfuttermittel" (Soja) sei kaum noch als Nicht-GV-Produkt (GV für: genetisch verändert) zu erhalten. Die Eiweißfuttermittel-Nachfrage aus Europa macht 1/5 der globalen Nachfrage aus und ist rückläufig. Entsprechend ist nicht damit zu rechnen, dass eine zunehmende Abkehr Europas von gentechnisch veränderten Soja-Produkten das globale Angebot maßgeblich beeinflussen kann.