BIO Deutschland auf der Fachpressekonferenz der Biotechnica 2010

Biotechnica 2010

„Das Wagniskapital zur Finanzierung von Innovationen zieht sich mehr und mehr aus Deutschland zurück“, sagte am 17. Juni Olaf Wilhelm, BIO Deutschland-Vorstandsmitglied, während der Fachpressekonferenz zu Europas größter Biotechnologie-Messe, der Biotechnica, in Düsseldorf. Und gerade die Biotechnologie-Branche sei auf die Finanzierung ihrer Forschungs- und Entwicklungsarbeit (F&E) an innovativen Produkten durch Wagniskapital (auch als Venture Capital, oder VC bekannt) angewiesen, fügte Wilhelm hinzu. Sonst seien die bahnbrechenden Innovationen für die Verbesserung der Arzneimittelversorgung, für die Nahrungs- und Futtermittelindustrie sowie für sauberere und umweltschonende Industrieprozesse, an denen die meist kleinen und mittleren Biotech-Unternehmen (KMU) forschen und entwickeln, gefährdet.

„Innovativ arbeitende KMU erhalten für die Entwicklung der Produktkandidaten kaum Bankkredite“, erläuterte Wilhelm. Daher sei die Bereitstellung von Wagniskapital für sie unverzichtbar. Die derzeitige VC-Versorgung innovativer KMU sei derzeit jedoch unzureichend, die Verfügbarkeit von Wagniskapital habe 2009 nochmals spürbar um rund 30 Prozent auf 140 Mio. Euro abgenommen, erklärte er weiter.

Die jüngsten Umfrageergebnisse ließen zuvor aufatmen – die Biotechnologie-Branche Deutschlands kann entgegen den Trends in der derzeit krisengeplagten Wirtschaft mit positiven Zahlen glänzen. Zu Beginn des 2. Quartals 2010 präsentierten biotechnologie.de (im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung) sowie die Unternehmens- und Steuerberatungsgesellschaft Ernst & Young erfreuliche Daten zur Branchenentwicklung: Nicht nur ist 2009 im Vergleich zu 2008 die Zahl der Biotech-Unternehmen von 501 auf 531 gestiegen, auch die Anzahl der Beschäftigten verzeichnete im gleichen Zeitraum einen Zuwachs von 5 Prozent von 30.000 im Jahre 2008 auf 31.600 im vergangenen Jahr. Die anhaltend hohen F&E-Investitionen der Biotech-Branche von mehr als einer Milliarde Euro zeigen ihre Wirkung: Im Jahr 2009 ist die Pipeline an Medikamentenkandidaten weiter gewachsen. Herausragend ist die Tatsache, dass 2009 drei neue Medikamente den Markt erreicht haben.

Die Unternehmerinnen und Unternehmer mussten dafür kreativ mit dem Rückgang des Wagniskapitalflusses umgehen und haben die Businesspläne ihrer Firmen entsprechend angepasst: Konzentrierung auf einige wenige vielversprechende Kandidaten in der Produkt-Pipeline und Dienstleistunsgangebote zur Cash-Flow-Generierung sind derzeit beliebte Strategien.

Auswege aus dem Finanzierungsengpass bieten unter anderem neue Formen von Kollaborationen und strategischen Partnerschaften insbesondere zwischen der vorwiegend durch kleine und mittlere Unternehmen geprägten Biotech-Branche und den Vertretern der traditionell zur Groß-Industrie zählenden Pharma- und Chemie-Firmen. Weitere Alternativen sind neue Fonds-Modelle, strukturierte Finanzierungen und Auslizensierungen.

Wilhelm forderte darüber hinaus zur Unterstützung des innovativen Mittelstands die Aufhebung politisch motivierter Restriktionen gegenüber neuartigen Technologien. Darunter fallen beispielsweise die derzeit in der Pflanzen- und Lebensmittelbiotechnologie geltenden Gesetze oder die aktuellen Pläne der Bundesregierung, mit Rasenmähermethoden die Gesundheitskosten senken zu wollen.

 „Mit Hilfe dieser Maßnahmen sicherten wir jetzt nicht nur der Biotechnologie in Deutschland einen Spitzenplatz als international wettbewerbsfähiger Branche. Wir leisteten auch einen wichtigen Beitrag zur zukunftsfähigen Wirtschaftskraft Deutschlands und Europas“, sagte Wilhelm abschließend.

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