Branche trifft sich bei den Deutschen Biotechnologietagen in Stuttgart
Die Deutschen Biotechnologietage (DBT) 2021 fanden am 20. und 21. September in der Messe Stuttgart als sicheres Hybrid-Event statt. Rund 450 Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchten die zweitägige Veranstaltung, 240 schalteten in den Live-Stream ein. Geimpft ware 99 Prozent der Anwesenden. Trotz behördlich verordneter Maskenpflicht bei 3G im gesamten Gebäude waren die Gäste froh, wieder persönlich netzwerken zu können und Kontakte zu pflegen. Das umfangreiche Programm umfasste die gesamte Bandbreite der Biotechnologie von der Infektionsforschung, der Diagnostik, künstlicher Intelligenz, der Pflanzenbiotechnologie und der Biotechnologie für Lebensmittel wie Milch oder Fisch sowie die Bioökonomie.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn begann sein Videogrußwort mit einem Zitat aus der berühmten Ruckrede des ehemaligen Bundespräsdienten Roman Herzog. „Die Fähigkeit zur Innovation bestimmt unser Schicksal”, dies bewahrheite sich gerade jetzt in der Pandemie, ergänzte Spahn. Die Biotechnologie habe die Herausforderung Pandemie angenommen und ihre Chancen genutzt. Er hob auch besonders die Verdienste privater Familienunternehmer hervor, die die mRNA-Technologie über viele Jahre mit viel Geld unterstützt hatten. Zudem betonte der Minister, dass es auch aus Souveränität heraus wichtig sei, dass wir die Biotechnologie auch in Zukunft in Deutschland und Europa auf Weltliga haben. Die Pandemie habe die Bedeutung der Biotechnoloige sehr deutlich gezeigt.
In einem ebenfalls per Video zugeschalteten Grußort betonte auch der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, die Bedeutung der Biotechnologie und sagte, dass Regulation nicht dazu führen dürfte, dass unsere besten Leute aufwanderten. Da dürfe uns nichts durch die Lappen gehen. Nicht im medizinschen Bereich, aber auch nicht bei der weißen und grünen Biotechnologie.
In einer feierlichen Zeremonie wurde der Paradigma-Preis der deutschen Biotechnologie-Industrie am 21. September an das Team von BioNTech verliehen. Durch die Entwicklung des Impfstoffs Tozinameran auf mRNA-Basis hat das Team eine echte Sprunginnovation zur Marktreife entwickelt. Damit habe es einen unschätzbaren Beitrag für die globale Gesundheit geleistet und gleichzeitig Menschen und Wirtschaft aus monatelangem Lockdown befreit, betonte Oliver Schacht, Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland, in seiner Laudatio. So sei ein Paradigmen-Wechsel gelungen, führte Schacht aus, denn mRNA gelte schon jetzt als neue Wunderwaffe der Medizin. Zudem sei durch die Zulassung des ersten Corona-Impfstoffs „Made in Germany“ das Ansehen der Biotechnologie und das Ansehen von Gründerinnen und Gründern und Unternehmertum gewachsen, und die Bedeutung von Investoren für den Erfolg der Biotechnologieindustrie klar geworden, lobte Schacht.
Özlem Türeci und Ugur Sahin, Gründerin und Gründer, sowie CMO und CEO von BioNTech, dankten in einer Videobotschaft für die Auszeichnung. Der Preis zeichne genau aus, wofür sie seit 20 Jahren unterwegs seien, nämlich für Paradigmen-Wechsel in der Medizin, die es ermöglichten, dass die Medizin von morgen noch besser sei, sagte Özlem Türeci. Auch für die Unterstützer der ersten Stunde, Andreas und Thomas Strüngmann, Michael Motschmann und Helmut Jeggle sei der Preis eine Würdigung, erklärte Ugur Sahin, ebenso wie für Kollegen und Mitarbeiter, die das Unmögliche möglich gemacht haben. Die Videobotschaft kann hier in voller Länge abgerufen werden.
Michael Motschmann, General Partner und Vorstand der MIG AG sowie BioNTech-Investor der ersten Stunde und Aufsichtsrat des Unternehmens, nahm den Preis in Stuttgart entgegen. In seiner Dankesrede sprach er über seine damaligen Erwartungen an die 2008 frisch gegründete BioNTech und wie diese bei weitem übertroffen worden seien. „Wer hätte sich vorstellen können, dass es möglich ist, in weniger als einem Jahr einen Impfstoff gegen eine globale Pandemie zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Dies ist kein Erfolg nur einer Person, sondern ein Teamerfolg“, betonte Motschmann. Es sei aber auch ein Erfolg der wissenschaftlichen Leistung am Standort Deutschland und ein Sieg der Biotechnologie.
Seit 2010 organisiert der Biotechnologiebranchenverband BIO Deutschland die DBT gemeinsam mit dem Arbeitskreis der deutschen BioRegionen an wechselnden Orten. 2021 in Stuttgart war BioRegio STERN der regionale Gastgeber, Partnerregion war BioLAGO aus der Vierländerregion Bodensee. Das Tübinger Diagnostikunternehmen CeGaT unterstützte die Veranstalter im Vorfeld bei der Planung des Hygienekonzepts, stellte vor Ort eine Coronatest-Infrastruktur zur Verfügung und übernahm die 3G-Prüfung.
Die nächsten Deutschen Biotechnologietage in Zusammenarbeit mit Life Science Nord sind für den 4. und 5. Mai 2022 in Hamburg geplant.