Branchenkennzahlen werden zu den Deutschen Biotechnologietagen veröffentlicht

Ob Umsatz, Mitarbeiter oder Finanzierung – in der deutschen Biotech-Branche stehen die Zeichen auf Wachstum. Noch nie haben die Biotech-Firmen so viel Umsatz erwirtschaftet und so viele Mitarbeiter beschäftigt. Das geht aus der Jahresbilanz für 2014 von „biotechnologie.de“ hervor, die zum Start der „Deutschen Biotechnologietage 2015“ am 22. April in Köln veröffentlicht wurde. Die Veranstaltung wird jährlich vom Branchenverband BIO Deutschland, dem Arbeitskreis der Bioregionen und einer Bioregion, in diesem Fall von BIO.NRW, ausgerichtet und erwartet aktuell mehr als 800 Teilnehmer aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Der Biotech-Branchenreport von biotechnologie.de wird jedes Jahr im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) nach den Leitlinien der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) durchgeführt.

Die wichtigsten wirtschaftlichen Kennzahlen der dedizierten Biotech-Unternehmen zeigen aktuell deutlich nach oben. So hat der Umsatz im Jahr 2014 erstmals die Marke von 3 Mrd. Euro durchbrochen. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein Plus von 5,8 %. Zum ersten Mal seit 2008 sind auch die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) wieder gestiegen (+6,2 %). Sie erreichen nun 954 Mio. Euro und liegen damit über den Zahlen von 2013 (899 Mio. Euro) und 2012 (930 Mio. Euro). Einen Zuwachs gab es auch bei den Mitarbeiterzahlen: In den dedizierten, also hauptsächlich mit Biotechnologie beschäftigten Unternehmen wurden zum Ende des Jahres 2014 insgesamt 17.930 Arbeitsplätze gezählt (2013: 16.950), knapp 1.000 mehr als noch im Vorjahr (+5,8 %). Die Zahl dieser Firmen ist auf aktuell 578 gestiegen (2013: 570), darunter waren 13 Neugründungen. Als industrielles Thema ist die Biotechnologie weiterhin von großer Relevanz: Für  insgesamt 131 weitere Unternehmen stellt die Biotechnologie ein Teil ihres Geschäftes dar (2013: 130). Dazu gehören unter anderem Konzerne aus der Pharma-, Chemie- und Lebensmittelindustrie. In den biotechnologisch ausgerichteten Bereichen dieser Unternehmen waren 19.200 Mitarbeiter tätig (2013: 18.450). Zusammengerechnet ergibt das für 2014 insgesamt 37.130 Arbeitsplätze in der kommerziellen Biotechnologie in Deutschland. Dies bedeutet ein Wachstum um 4,9 %. (2013: 35.400)

Auch im Finanzierungsbereich setzt sich ein Aufwärtstrend fort: Insgesamt rund 445 Mio. Euro wurde in die deutschen Biotech-Firmen investiert (2013: 401 Mio. Euro). Vor allem die privat finanzierten Unternehmen haben im Vergleich zum Vorjahr deutlich aufgeholt: In 18 Finanzierungsrunden wurden Gelder in Höhe von 172 Mio. Euro eingeworben (2013: 137 Mio. Euro), gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um 26 %. Auch auf dem Börsenparkett gibt es wieder Bewegung. Erstmals seit Jahren haben deutsche Biotechnologie-Firmen wieder den Gang an die Börse gewagt, allerdings fernab des Heimatmarktes. Zwei Firmen wählten die USA (Affimed, Pieris), eine die Börse in Amsterdam (Probiodrug). Über diese Börsengänge sind Finanzmittel in Höhe von 77 Mio. Euro geflossen. Bei den Folgefinanzierungen gab es im Vergleich zum Vorjahr indes einen deutlichen Rückgang um 30 %. So haben die börsennotierten Firmen lediglich 152 Mio. Euro eingeworben, 2013 waren es noch 218 Mio. Euro. Der Anteil der öffentlichen Förderung ist mit 44 Mio. Euro erstmals in den vergangenen zehn Jahren deutlich gesunken (2013: 49 Mio. Euro).

Die Hälfte aller Biotech-Firmen (50 %) ist im Bereich Gesundheit aktiv. Bis heute haben deutsche Biotechnologie-Unternehmen zehn Therapeutika zur Zulassung gebracht. Die Gesamtzahl der Wirkstoffkandidaten in der klinischen Erprobung ist 2014 wieder leicht auf 97 gestiegen (2013: 91). Insgesamt 51 Unternehmen haben einen oder mehrere Medikamentenkandidaten in der klinischen Entwicklung (2013: 48). Die große Mehrheit der "roten" Biotechnologie-Firmen  (154) setzt auf Technologieplattformen oder hat Projekte in der präklinischen Forschung. Weitere 81 Firmen (2013: 77) entwickeln Diagnostika. Im Jahr 2014 waren vor allem verstärkt Aktivitäten in der Krebsimmuntherapie zu beobachten. So schloss die Merck KGaA eine Partnerschaft mit der Morphosys AG und Boehringer Ingelheim ging eine strategische Kooperation mit Curevac ein.

Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender des Unternehmensverbandes BIO Deutschland, ergänzt: „Die deutsche Biotechnologie-Branche profitiert vom internationalen Aufwärtstrend, dokumentiert durch einige substanzielle Pharmapartnerschaften und Finanzierungen, die im 1. Quartal verkündet wurden. Für ein weiteres nachhaltiges Wachstum brauchen wir aber ein politisches Umfeld, das Investitionen in Innovationen begünstigt.“

„Nordrhein-Westfalen zählt zu den wichtigsten Biotech-Regionen des Landes, es kann die meisten Mitarbeiter vorweisen und beheimatet das größte deutsche Biotech-Unternehmen“, sagt Bernward Garthoff von BIO.NRW. „Wir freuen uns, in diesem Jahr Gastgeber der Biotechnologietage zu sein.“

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