April 2019
Deutsche Biotechnologiebranche tagt erfolgreich in Würzburg
Am 9. und 10. April fanden in Würzburg die 10. Deutschen Biotechnologietage (DBT) statt. Die erfolgreiche Veranstaltung zog rund 770 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die fränkische Mainstadt. In seinem Eröffnungsgrußwort bekräftigte Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender von BIO Deutschland, wie wichtig es sei, über die Leistungen und das Potenzial der Biotechnologie mit den verschiedenen Interessenvertretern zu sprechen. Er präsentierte auch die aktuellen Branchenkennzahlen, die BIO Deutschland am Vortag mit EY veröffentlicht hatte (s. unten).
Regionale Gastgeber der 10. Deutschen Biotechnologietage waren die BioM, die Management-Organisation des Bayerischen Biotechnologie Clusters, der Biopark Regensburg und der lokale Partner, das Innovations- und Gründerzentrum Würzburg. Horst Domdey, Geschäftsführer der BioM, thematisierte in seinem Grußwort das verbesserungsbedürftige Innovationsökosystem in Deutschland und hob besonders die schlechten Rahmenbedingungen für Venture-Kapital hervor, nicht ohne zu betonten, dass die Finanzierungssituation in Bayern besser sei als in anderen Bundesländern. Er forderte auch einen neuen „Businessplan für Biotech“ in Deutschland. Auch Christian Schuchardt, Oberbürgermeister der gastgebenden Stadt Würzburg, begrüßte die Biotech-Gemeinde und betonte die Bedeutung der Region im Bereich der biotechnologischen Forschung.
Die Bundesforschungsministerin Anja Karliczek hatte zum Bedauern der Veranstalter ihr Kommen kurzfristig abgesagt, stattdessen trug ihre Ansprache die Referatsleiterin Andrea Noske vor. Die Ministerin ließ ausrichten, dass ihr Haus die Forschungsförderung im Bereich Biotechnologie weiter unterstützen werde. Biotechnologie sei der Schlüssel für eine biobasierte, nachhaltige Wirtschaft. Die Pläne der Bundesregierung umfassten die „Bio-Agenda“, eine Agentur für Sprunginnovationen sowie die neue Bioökonomiestrategie, die voraussichtlich im August veröffentlicht werde und auch weitere neue Maßnahmen enthalte wie z. B. Innovationsräume für die Bioökonomie. Das Programm „KMU-Innovativ BioChance“ werde in die zwei Bereiche Gesundheitsforschung bzw. Bioökonomie und nachhaltige Wirtschaft aufgeteilt. Außerdem wies sie auf das Wissenschaftsjahr 2020 hin, welches der Bioökonomie gewidmet sein wird.
David Spencer, Doktorand an der RWTH Aachen, unterhielt die Biotech-Gemeinde im Anschluss bestens mit seinem Kurzvortrag „Warum der Mops schlecht atmen kann und was das mit der Gentechnik zu tun hat“. Matthias Tschöp, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz Zentrums München, beeindruckte mit einem anschaulichen Vortrag über die Bedeutung der translationalen Gesundheitsforschung u. a. am Beispiel der Diabetes-Erkrankung. Die Geschichte und die langjährigen Erfahrungen des bayerischen Biotech-Flaggschiffs MorphoSys, vom Technologie-Start-up zum biopharmazeutischen Unternehmen, stellte der Finanzvorstand Jens Holstein vor. Er betonte, dass Deutschland mehr Unternehmertum brauche, um erfolgreiche Biotechnologieunternehmen zu schaffen. Er machte den Punkt, dass keine Korrelation zwischen Umsatz und Marktwert eines Biotech-Unternehmens bestehe. Investoren in den USA hätten ein anderes „Mindset“ und sähen das Potenzial eines Unternehmens, nicht lediglich die aktuellen Gewinnmöglichkeiten. Er sagte auch, dass die deutschen Biotech-Unternehmerinnen und Unternehmer dorthin gehen müssten, wo das Geld sei.
Das Plenum des zweiten Veranstaltungstages eröffnete Roland Weigert, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie. Besonders hob er das Engagement der bayerischen Landesregierung für die Biotechnologie hervor sowie die vielen exzellenten Forschungseinrichtungen, Universitäten und Unternehmen im Freistaat. Im Anschluss daran diskutierten Winfried Horstmann und Volker Rieke, Abteilungsleiter im Bundeswirtschaftsministerium bzw. Bundesforschungsministerium, mit Martina Schraudner, acatech, und Jan Schmidt-Brand, Heidelberg Pharma, über die Fortschritte bei den vor einem Jahr angekündigten Biotechnologie-Vorhaben der Bundesregierung wie beispielsweise die Bio-Agenda oder die Plattform Industrielle Bioökonomie. Die Vertreter der Ministerien schätzten den aktuellen Status der verschiedenen Programme als positiv ein. Die angekündigten Etatkürzungen des Bundesforschungsministeriums seien laut Volker Rieke nach jahrelangem Aufwuchs nicht beunruhigend und die Finanzierung der verschiedenen Programme gesichert. Über den Weiterbestand des in der Branche beliebten Gründungsförderungsprogramm GO-Bio gab es keine weitere Informationen. Jan Schmidt-Brand brachte die Bedeutung Mobilisierung privaten Kapitals für die Finanzierung der Biotechnologie in die Diskussion ein, ein Punkt, der von Winfried Horstmann unterstützt wurde. Volker Rieke regte an, die Schnittstellen zu anderen Ressorts bei der Umsetzung der Programme zu optimieren. Weitere Instrumente, um die Biotechnologie mit anderen Industrien besser zu verzahnen, wünschte sich Martina Schraudner für die Zukunft. Sie strich außerdem das Potenzial der Biotechnologie bezüglich der Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen heraus.
Zum Abschluss des Plenums übergab Gerhard Frank vom Innovations- und Gründerzentrum Würzburg den Staffelstab der Deutschen Biotechnologietage an Janin Sameith von Hessen Trade and Invest. Die Deutschen Biotechnologietage 2020 finden am 27. und 28. Mai in Wiesbaden statt.
Neben den Plenen bot das Programm der DBT zahlreiche Symposien und Frühstücksrunden zu verschiedenen Themen aus dem Bereich der medizinischen und industriellen Biotechnologie, zu Rahmenbedingungen, Erfolgsfaktoren und Finanzthemen an. 42 Aussteller präsentierten ihre Dienstleistungen und Produkte. Als Platinsponsoren unterstützten die Exportinitiative Gesundheitswirtschaft, CMS Hasche Sigle, Jennewein Biotechnologie, Nordmark Biotech, Roche, Sinceritas und World Courier die DBT 2019.