Erste Runde im Pharma-Dialog der Bundesregierung zu Forschung und Entwicklung

Nach der Auftaktveranstaltung am 15. September 2014 fand die erste Sitzung des Pharma-Dialogs der Bundesregierung am 21. Januar 2015 zum Thema Forschung und Entwicklung im Bundesministerium für Gesundheit statt. Die fünf beteiligten Verbände BAH, BIO Deutschland, BPI, Pro Generika und vfa hatten zur Vorbereitung der Sitzung in den letzten Wochen ein abgestimmtes Papier mit den Industriepositionen zum Thema mit 18 konkreten Handlungsempfehlungen erarbeitet und der Bundesregierung übermittelt.

Neben den Vertretern des Gesundheits-, des Forschungs- und des Wirtschaftsministeriums und den Verbänden sind an dem Dialog die Wissenschaft (Helmholtz Gemeinschaft, Fraunhofer Gesellschaft, Gesundheitsökonomie der Universität Hamburg und der Medizinische Fakultätentag) sowie die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) beteiligt. Aufgrund der Thematik waren an dieser Sitzung zudem die Präsidenten der Bundesoberbehörden BfArM und PEI beteiligt. BIO Deutschland wurde in der Dialogrunde von den Vorständen Peter Heinrich und Christian Schetter vertreten.

Nach einer Begrüßung durch Gesundheits-Staatssekretär Lutz Stroppe und einer Einführung durch Forschungs-Staatssekretär Georg Schütte begann die in drei Hauptthemen untergliederte Dialog-Sitzung.

Der erste Teil unter der Überschrift „Von der Idee zum Produkt“ wurde mit einem Impulsvortrag von Holger Zimmermann, Chief Scientific Officer und designierter CEO der AiCuris GmbH & Co. KG, Wuppertal eröffnet. Zimmermann stellte die Besonderheiten der Pharma-Forschung mit ihren langen Vorlaufzeiten, dem hohen finanziellen Einsatz und dem großen Risiko dar. Anschließend wurden kritische Übergabepunkte und Schnittstellen bei den einzelnen Schritten auf dem Weg zu einer Innovation entlang der Wertschöpfungskette besprochen und konkrete Verbesserungsmöglichkeiten diskutiert. Gesondert wurde die Antibiotika-Entwicklung betrachtet.

Der zweite Teil dieser Dialogrunde stand unter der Überschrift „Vernetzung, Kooperation, Outsourcing – Wie können wir am Forschungsstandort Deutschland gemeinsam mehr erreichen?“ Hier diskutierten die Akteure aus den öffentlich geförderten Forschungseinrichtungen und der Industrie ihre gegenseitigen Erwartungen und Vorschläge zur Verbesserung der Zusammenarbeit öffentlicher und privater Partner bei der Überführung von Forschungsergebnissen in die medizinische Anwendung.

„Klinische Forschung: Herausforderung und zentraler Standortfaktor“war das Thema des dritten Teils der Dialogrunde. In einem einleitenden Kurz-Vortrag veranschaulichte Insa Bruhns, Wissenschaftliche Leiterin der Geschäftsstelle des Netzwerks für Koordinierungsstelle für Klinische Studien (KKS), den vordringlichen Handlungsbedarf. In der anschließenden Aussprache wurden geeignete Stellschrauben identifiziert, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland für Klinische Studien zu wahren und auszubauen.

Forschungs-Staatssekretär Schütte fasste im Ergebnis der Diskussionen zu den drei Themenkreisen in vier Handlungsfelder zusammen:

  • Innovationssystem (Durchlässigkeit; Ausbildung; Anreizstruktur; SEED-Finanzierung; Wagniskapital; Entrepreneurship; Professionalisierung der Akademia im Hinblick auf Vertragsgestaltung und Patentschutz; neue Formen der Zusammenarbeit zwischen privaten und öffentlichen Institutionen)
  • Innovationsprozess (Frühzeitige Verständigung der Beteiligten im Innovationsprozess bis hin zur Zulassung; Übergang von öffentlich geförderter Forschung zu privaten Investitionen; frühzeitige und verbesserte „Proof-of-concept“-Strategien)
  • Förderinstrumente (Verbesserung und Verdichtung bewährter und bestehender Cluster; Berücksichtigung einer pharmaangemessenen Mittelstandsdefinition; Fortsetzung und Optimierung der Projektförderung; Best-practice-Beispiele für Kooperationen identifizieren und unterstützen)
  • Spezifische Herausforderungen (Big Data und Datenschutz; Strahlenschutz in klinischen Studien; Individualisierte Medizin und Diagnostika)

Diese erste Dialog-Runde verlief aus Sicht der beteiligten Verbände zielorientiert und konstruktiv. Die Vertreter der Ministerien waren erkennbar an Maßnahmen zur Verbesserung des Forschungs-, Innovations- und Produktionsstandorts interessiert. Insbesondere die Beteiligung der Zulassungsbehörden hat die Diskussionen bereichert. Die Industrie-Seite ist sehr gut abgestimmt und einig aufgetreten und konnte ihre konkreten Handlungsempfehlungen den Ministerien gut und nachvollziehbar vermitteln.

Die nächste Dialogrunde findet am 3. Juni 2015 zum Thema „Regulierung“ statt. Verbändeseitig ist die Vorbereitung zu dieser wichtigen Sitzung bereits angelaufen.

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