11. CFO-Gipfel: Biotech-Finanzexperten tagen in Hannover

Rund 60 Biotech-Finanzexperten und „Chief Financial Officers“ (CFOs) trafen sich am 6. April in Hannover zu ihrem elften jährlichen Treffen. Das Programm war von inhaltlich anspruchsvollen Themen geprägt. So erläuterte Carsten Bruns (R-Biopharm) die Bewertung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten mit modernen „Controlling-Tools“. Dass Realoptionen in der Bewertung von Lizenzvereinbarungen zwischen Pharma und Biotech keine reale Option darstellen müssen, arbeitete Harald Pacl (Sanofi) in seinem Vortrag heraus. Zudem gab er eine grobe Einschätzung ab, wie der Wert zwischen Pharma- und Biotechnologieunternehmen in einem Lizenzdeal verteilt wird. Hugh Laverty stellte die Innovative Medicines Initiative (IMI) vor und ging besonders auf die Vorteile einer Beteiligung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) ein. Die Zusammenarbeit mit großen Pharmaunternehmen erlaube den Zugang zur gesamten Wertschöpfungskette der Arzneimittelforschung und 100 Prozent der Kosten würden erstattet. Daran anschließend beschrieb Holger Schmoll (AiCuris) die Erfahrungen eines Biotech-Unternehmens als EFPIA-Partner eines IMI-Konsortiums. In einem weiteren Tandemvortrag stellte erst Michael Schatzschneider die Mehrländerbörse Euronext vor, welche der aktivste Marktplatz für europäische KMU aus dem Life Science Sektor sei. Die Euronext habe einen Marktanteil von 51 Prozent bei KMU-Börsengängen seit 2013. Hendrik Liebers von Probiodrug ging dann auf die Besonderheiten des Euronext-Börsengangs seines Unternehmens ein. Enno Spillner erläuterte in einem umfassenden Überblick die Forschungs- und Entwicklungs-(FuE) Aktivitäten und die Strategie von Evotec. Strategische Transaktionen gehörten zur DNA des Unternehmens. Mit dem Start neuer klinischer Studien und Meilensteinen bestehender Allianzen, würde für 2017 ein starkes Jahr erwartet.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 11. CFO-Gipfels © Photovision – DH, Claudia Levetzow
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 11. CFO-Gipfels © Photovision – DH, Claudia Levetzow

Mit seinem Vortragstitel „Warum deutsche Biotechs so gerne scheitern – und was Sie als CFO dagegen tun können“, hatte Matthias Krohmeyer (MIG) die Aufmerksamkeit des Publikums. Er nahm die CFOs in die Pflicht, sich von Anfang an, um strategische Fragestellungen rund um das Thema „Geschäftsmodelle" zu kümmern, denn dies sei häufiger als viele andere Dinge ein Grund für den Erfolg oder dessen Ausbleiben. Thomas Hirse von CMS Hasche Sigle fasste die Brexit-Vorbereitungen in Hinblick auf die Förderlandschaft zusammen. Wie es genau weiterginge sei noch unklar, bis auf weiteres könnten aber auch Konsortien mit UK-Partnern weiter laufen.

Neu im Kreis der deutschen Biotech-CFOs ist Pierre Kemula (CureVac). Er erzählte von den Herausforderungen, als französischer CFO in ein deutsches Biotech-Unternehmen zu kommen, welches binnen weniger Jahre um mehr als das Doppelte auf über 300 Mitarbeiter gewachsen sei und dort entsprechende kaufmännische Prozesse und Teams aufzubauen.

In der Podiumsdiskussion diskutierten Vertreter der Venture Capital (VC) Firmen FORBION Capital Partners, BioMedPartners und EMBL Ventures mit dem niedersächsischen FDP-Fraktionsvorsitzenden Christian Dürr. Die gute Nachricht war, dass alle drei VC in den letzten Jahren in deutsche Biotech-Start-ups investiert hatten und dies auch weiterhin tun werden. Dennoch wurde angemahnt, dass weitere Verbesserungen der Rahmenbedingungen, v. a. steuerlicher Natur, nötig wären. Dürr versprach, sich auch für die Abschaffung der Abgeltungssteuer nach bestimmten Haltefristen in seiner Partei stark zu machen.

Der Finanzgipfel, der von der AG Finanzen und Steuern der BIO Deutschland organisiert wird, fand dieses Jahr erstmalig parallel zum Programm der Deutschen Biotechnologietage (DBT) statt. Somit ergab sich zusätzlich die Möglichkeit, mit den DBT-Teilnehmern Kontakte zu knüpfen. Die Goldsponsoren Deutsche Bank, CMS Hasche Sigle und Euronext unterstützten den Finanzgipfel, ebenso wie der Silbersponsor MIG Fonds.

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