Grundsatzpapier der BIO Deutschland „Finanzierung von Forschung und Entwicklung in der Biotechnologie“

20.05.2021

Der Anteil kontinuierlicher Forschung in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ist ein zentraler Indikator für die Zukunftsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Innovative Unternehmerinnen und Unternehmer sorgen als Technologietreiber dafür, dass Innovationen in der Volkswirtschaft in der Breite zur Wertschöpfung beitragen. Und sie schaffen Arbeitsplätze. Die Biotechnologieunternehmen in Deutschland sind solche forschenden mittelständischen Unternehmen. Sie tragen entscheidend zur Wertschöpfung z. B. in den Bereichen Gesundheit und Lebensmittel sowie bei der Produktion von Alltagsprodukten hierzulande bei.

Der Biotechnologie kommt nicht nur durch ihren wirtschaftlichen Wert für den Standort Deutschland eine besondere Bedeutung zu. Es gibt kaum ein aktuelles Problem in den Feldern Gesundheit, Nahrung, Umwelt, Klima und Energie, zu dessen Lösung Biotechnologie keinen nachhaltigen Beitrag leisten kann. Ob Chemie, Pharma, Energie, Werkstoffe und Material: Die Biologisierung der traditionellen Industrien ist nicht mehr aufzuhalten.

Dieses Papier erläutert die Finanzierung deutscher Biotechnologieunternehmen. Dabei greift es auf eine pauschale Darstellung biotechnologischer Geschäftsmodelle zurück, um die Finanzierungsmöglichkeiten für die deutschen Biotechnologieunternehmen, die Besonderheiten bei der Finanzierung von Forschung und Entwicklung sowie die damit einhergehenden Schwierigkeiten darzustellen.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass trotz potenziell hoher Umsätze und vergleichsweise attraktiver Gewinnmargen im Erfolgsfall, die klassische Fremdkapitalfinanzierung über (Bank-)Kredite für die überwiegende Anzahl der deutschen Biotechnologieunternehmen nicht möglich ist. Stattdessen ist die Eigenkapitalfinanzierung über Wagnis- oder Beteiligungskapital für junge innovative Unternehmen meistens die einzige Finanzierungsmöglichkeit. Um den oftmals hohen Kapitalbedarf decken zu können, sind die meisten auf Forschung und Entwicklung gegründeten Unternehmen auf internationale Investoren angewiesen und befinden sich somit im (globalen) Wettbewerb um Wagnis-/Beteiligungskapital.

Bei der Betrachtung der Standortbedingungen, die für eine vitale Biotechnologiebranche in Deutschland unerlässlich sind, wird deutlich, dass Verbesserungspotential besteht. Deutsche Biotechnologieunternehmen sind auf ein funktionierendes Finanzökosystem angewiesen, dass ihnen den Zugang zu frischem Kapital für die Innovationsfinanzierung ermöglicht. Die Bundesregierung hat in der 18. und 19. Legislaturperiode einige Maßnahmen ergriffen, die speziell auf die Förderung von Wagniskapitalinvestitionen abzielen. Im Jahr 2019 betrug das Venture Capital (VC)-Investment in Deutschland 2,26 Mrd. €1, davon flossen 525 Mio. €2 in die Biotechnologie. Im besonderen Jahr 2020 flossen von insgesamt 1,85 Mrd. € immerhin 942 Mio. €3 VC-Investment in die Biotechnologie. Seit Jahren fließt – wie auch noch im Jahr 2019 - nur ein sehr geringer Anteil verfügbarer Finanzierungen in die Biotechnologiebranche. Im Jahr 2020, in dem die Branche in den Fokus gerückt ist, hat sich das geändert. Hoffnungen machen zudem die Planungen und ersten Schritte bei der Umsetzung des Zukunftsfonds (ausführlich unter 1.1.1), der auch geeignet wäre, neue Investoren für die Finanzierung biotechnologischer Forschung und Entwicklung zu gewinnen. Neben den notwendigen Investments ist auch eine direkte Stärkung des Cashflows in den Unternehmen selbst unerlässlich (ausführlich dazu 5.2).

Im letzten Teil dieses Papiers werden spezielle Sonderprobleme benannt und bewertet, die eine Gewinnung von geeignetem Kapital erschweren und speziell die Finanzierung der deutschen Biotechnologieunternehmen behindern (vgl. 5.3), wie:

  • die Verlustvortragsregelungen (§§ 8c und 8d KStG)
  • die Mindestbesteuerung (§ 10d EStG)
  • die Definition der Unternehmen in Schwierigkeiten (Art. 2 Nr. 18 AGVO)
  • die Regelungen zu verbundenen Unternehmen (§ 15 AktG)

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