Leitbild Technologietransfer

23.04.2020

Seit dem Wegfall des Hochschullehrerprivilegs im Jahr 2002 haben die deutschen Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen gezielt in Technologietransferstrukturen investiert. Sie haben so – z. T. unterstützt durch entsprechende Bundesprogramme – akademische Erfindungen in die Anwendung überführt sowie einen entscheidenden Beitrag zur Vermittlung unternehmerischen Denkens bei den Wissenschaftlern geleistet.

Für die langfristige Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit mit Bezug auf innovative Produkte und Verfahren muss Deutschland „Translationsland“ sein und bleiben, um aus exzellenter Grundlagenforschung wirtschaftliche Erfolge und Arbeitsplätze generieren zu können.

Um sich im globalen Wettbewerb mit innovativen Produkten behaupten zu können, wird ein effektiver Technologietransfer immer wichtiger und Deutschland hat hier Nachholbedarf gegenüber China und den USA. Auch in Europa besetzt Deutschland keinen Treppchenplatz mehr und ordnet sich hinter England, Frankreich und der Schweiz ein. Deutschland droht, den Anschluss im Technologietransfer zu verlieren. Daher sind Maßnahmen nötig, um dieser Entwicklung entgegen zu steuern. Ziel ist es, Deutschland zu einem Land zu machen, in dem mehr Forschungsergebnisse an verschiedenen Stellen weiter reifen können bzw. verwertet werden, und somit Arbeitsplätze und Produkt-Innovationen zum Nutzen der Gesellschaft geschaffen werden.

Ein gemeinsames Leitbild ist daher im Sinne aller.

Folgende Spannungsfelder zwischen patentrechtlichen Hemmnissen und Partikularinteressen der einzelnen Akteure bestehen:

Wissenschaftler: häufig Schwerpunkt auf „neuen“ Projekten und Publikationen, wenig Interesse an Validierung von Forschungsergebnissen;

Technologietransfer: möglichst lange direkte Beteiligung am Verwertungsprozess.

Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen: mangelnde Anerkennung bzw. Incentivierung von Transfererfolgen im Vergleich zu Publikationen sowie keine ausgeprägte Gründerkultur in Deutschland.

Die Problemfelder des Technologietransfers in Deutschland lassen sich unter anderem folgenden zentralen Themen zuordnen:

  • Viele Erfindungen bleiben bei einem niedrigen Technologiereifegrad stehen und gehen somit verloren, da große und kleine Unternehmen nur selten ein Interesse haben, noch nicht validierte und somit wissenschaftliche Ansätze aufzugreifen, deren Translatierbarkeit in marktfähige Produkte sehr ungewiss ist.
  • Aufbau und (budget-seitige) Ausstattung des Technologietransfers
  • Mangelnde Wertschätzung und somit niedriger Stellenwert des Technologietransfers an Universitäten (dritte Mission der Universitäten).

Im Positionspapier „Von Wissenschaft zu Wirtschaft – Technologietransfer und Translation ausbauen“ der AG Technologietransfer von BIO Deutschland vom 15. Februar 2017 wird in Kapitel 3.3.1 dargelegt, dass ein klares Leitbild benötigt wird, das bundesweit die Ausrichtung und Ziele des Technologietransfers definiert.

Der folgende Vorschlag für ein Leitbild für den Technologietransfer in Deutschland wurde von der Arbeitsgruppe Technologietransfer von BIO Deutschland erarbeitet und soll den beteiligten Interessensgruppen (Universitäten, Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Bundes- und Landesministerien, Technologietransferorganisationen) als Grundlage für weiterführende Diskussionen sowie die Entwicklung eigener Leitbilder dienen.

Da je nach Organisation der jeweiligen Universitäten, Hochschulen oder Forschungseinrichtungen unterschiedliche Akteure beteiligt sind (z. B.: Rechtsabteilung, Technologietransferstelle, Patentverwertungsagentur etc.), verwenden wir im vorliegenden Leitbild durchgängig „Technologietransfer“ als Oberbegriff. Dieser Begriff schließt alle unterschiedlichen Akteure ein.

Zurück