Positionspapier der BIO Deutschland zum Thema Big Data im Gesundheitswesen
05.02.2020
Big Data, die Auswertung großer Datenmengen, hat sich zu einem Topthema in der Gesundheitswirtschaft entwickelt. Die Erkenntnis der Vielfältigkeit der menschlichen Biologie ist die Grundlage für eine effektive und fortschrittliche personalisierte Medizin. Diese ist für den einzelnen Menschen konzipiert, damit aber deutlich komplexer und beruht zwangsläufig auf einem erheblich differenzierten Wissen, das nur durch die Auswertung umfangreichen Datenmaterials zu gewinnen ist. Wir benötigen daher dringend neue Ansätze in der Gesundheitsversorgung, die nur durch neue Erkenntnisse der digitalen Gesundheitswirtschaft erzielt werden können.
Neben einer Verbesserung der Qualität in der Gesundheitsversorgung, einer Steigerung der Versorgungseffizienz und einer Stärkung der Selbstbestimmung des Patienten wird ein gesamtgesellschaftlicher, sozialer Mehrwert von Big Data besonders dann erzeugt, wenn auch innovative Forschungsergebnisse durch Big Data Lösungen gefördert werden können.
Um das Potenzial von Big Data im Gesundheitswesen vollständig ausschöpfen zu können, sind auch Anpassungen der datenschutzrechtlichen Bestimmungen von entscheidender Bedeutung. Im internationalen Vergleich muss Deutschland aufpassen, dass es aufgrund strenger Regelungen und zahlreicher Limitierungen nicht seine Innovationsrolle verspielt.
BIO Deutschland fordert daher die Einwilligung in die Nutzung von Gesundheitsdaten für wissenschaftliche Forschungszwecke zu erleichtern. Hierfür sind Anpassungen des Datenschutzrechtes, welche die Einwilligung zur Nutzung von Gesundheitsdaten in einer allgemeinen Form ermöglichen sowie die Einführung eines digitalen Einwilligungsmanagements erforderlich.
Um die Datenverarbeitung für wissenschaftliche Forschung zu verbessern fordert BIO Deutschland die Vereinheitlichung von Datenschutzgesetzen, etwa durch einheitliche Regelungen in einem Bund-Länder-Staatsvertrag.
Eine vernetzte Gesundheitsinfrastruktur (Interoperabilität) entwickelt sich mehr und mehr zu einer zentralen Voraussetzung für die Digitalisierung der beteiligten Akteure im Bereich der Gesundheitsversorgung. Bis dato ist die wichtige Frage, wie die Integration von Medizindaten aus den verschiedenen Informationssystemen erfolgen soll, noch nicht vollständig beantwortet.
BIO Deutschland setzt sich deshalb für eine bessere Vernetzung der Akteure im Gesundheitswesen durch sektorübergreifende einheitliche Vorgaben und die Einbeziehung von Bio-IT-Experten bei der Erarbeitung von Interoperabilitätsstrukturen ein.
Bei den derzeit noch vorherrschenden Insellösungen können etwa Ärzte aus fachfremdenreichen oder anderen Kliniken oftmals nicht auf wichtige Patienteninformationen zugreifen, um umfassend über geeignete Therapiemöglichkeiten zu entscheiden. Hier bieten die Anwendungen der elektronischen Patientenakte, die Telematikinfrastruktur und das von der EU mit mehreren hundert Millionen Euro geförderte Programm „Big Data for Better Outcomes“ für verteilte Datennetzwerke einen Weg zu mehr Interoperabilität im Gesundheitswesen. Diese Anwendungen könnten eine verbesserte Datenbasis bieten -nicht nur für Leistungserbringer bei der Versorgung ihrer Patienten, sondern auch für Biotechnologie-Unternehmen zur Entwicklung von innovativen und hochwirksamen Diagnose- und Therapiemethoden.
BIO Deutschland spricht sich daher für gesetzliche Regelungen aus, die sicherstellen, dass die auf einer elektronischen Patientenakte abgelegten Gesundheitsdaten für Zwecke der Forschung und Versorgung genutzt werden können. Die Entscheidung darüber muss dem einzelnen Patienten obliegen. In die erforderlichen Normgebungsprozesse müssen Vertreter der Bio-IT eingebunden werden.