Positionspapier des BIO Deutschland „Innovativen Gesundheitsstandort fördern und internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken"
23.01.2024
Zusammenfassung
Die Biotechnologie nimmt im Gesundheitswesen einen immer wichtigeren Platz ein und ist zudem ein wachsender Wirtschaftszweig für Deutschland. Dabei steht Deutschland sowohl als Gesundheitsstandort wie auch als Wirtschaftsstandort der industriellen Gesundheitswirtschaft im internationalen Wettbewerb bei Forschung und Entwicklung sowie Herstellung. Wirtschaftliche Erträge bilden die Grundlage für zukünftige Finanzierungsmöglichkeiten für Forschung und Entwicklung sowie für Wachstum und Beschäftigung am Standort. Innovative Unternehmerinnen und Unternehmer wirken mit ihren neuen Geschäftsideen erneuernd auf die Märkte. Sie sorgen als Technologietreiber dafür, dass Innovationen in der Volkswirtschaft in der Breite zur Wertschöpfung beitragen und haben ein enormes Potential für das Produktivitätswachstum der deutschen Volkswirtschaft. Und sie schaffen Arbeitsplätze.
Dass Deutschland Gefahr läuft, seine Rolle als Innovationstreiber zu verlieren, zeigt sich beispielhaft an Zukunftstechnologien wie den Gen- und Zelltherapien. Hier finden sich die Entwicklungszentren derzeit vor allem in den USA, China, Israel und dem Vereinigten Königreich. In all diesen Ländern wird die Vernetzung mit exzellenten Forschungseinrichtungen sowie der Zugang zu Venture Capital stark unterstützt. Kontinentaleuropa und Deutschland sind hingegen ins Hintertreffen geraten. Auch im Bereich klinische Forschung verliert Deutschland immer mehr an Bedeutung und liegt im internationalen Ranking mittlerweile hinter Ländern wie Spanien, Großbritannien und Kanada. Um das vorhandene Potenzial in Deutschland zu heben und nachhaltig zu etablieren, ist es wichtig, nicht nur die frühe präklinische und klinische Forschung zu fördern, sondern auch die auf dem Weg zum Markt notwendige Skalierung zu ermöglichen. Auch die Förderung innovativer Produktion vor Ort ist ein wichtiger Baustein für die Sicherung des Gesundheitsstandort Deutschlands und leistet einen bedeutenden Beitrag bei der Erschließung des Potenzials von Zukunftstherapien. Zudem hilft es dabei, dass zur Herstellung neuartiger Wirkstoffe nötige Know-How zu stärken und Expertise über regulatorische Rahmenbedingungen vor Ort zu halten. Darüber hinaus können so geopolitisch kritische Abhängigkeiten von Drittstaaten reduziert, und die langfristige Versorgungssicherheit mit hochwertigen Medikamenten sichergestellt werden.
Um den deutschen und europäischen Gesundheitsstandort attraktiver zu machen und gleichzeitig die Lieferketten zu stärken, fordert BIO Deutschland:
- Schaffung investorenfreundlicherer Rahmenbedingungen mit dem Ziel eines förderlichen Kapital- und Forschungsökosystems sowie innovationsfreundlicher Unternehmenskultur
- Anpassung der allgemeinen Rahmenbedingungen (Steuern, Abgaben, Abschreibung, Bürokratie), um einen fairen internationalen Wettbewerb zu gewährleisten
- Biotechnologische und pharmazeutische Auftragsproduktion innovativer Wirkstoffe in Europa fördern und ausbauen, um damit entsprechendes Know-How in Deutschland zu halten
- Eine rasche Beseitigung der bekannten Schwächen des CTIS-Portals und eine noch intensivere europaweite Harmonisierung der Antragsverfahren bei klinischen Studien
- Die Möglichkeiten der Digitalisierung für dezentrale klinische Studien konsequent zu nutzen und die technischen und rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, um Telemonitoring datenschutzkonform nutzen zu können
- Bessere Rahmenbedingungen, um hochqualifizierte Mitarbeitende aus dem Ausland/Drittstaaten anzuwerben (Remote/New-Work Ansätze)
- Stärkerer Fokus auf Zukunftstechnologien wie Gen- und Zelltherapien sowie Radiopharmazeutika
- Innereuropäische Harmonisierung von Produktionsgenehmigungsverfahren