Positionspapier zu Klimaschutz mit nachhaltigen regenerativen Kraftstoffen

03.09.2019

1. Klimaschutz ist eine der globalen gesellschaftlichen Herausforderungen dieses Jahrhunderts. Der „Klimaschutzplan 2050“ der Bundesregierung gibt Ziele zur Reduzierung von Treibhausgasen (THG) für einzelne Sektoren vor.

2. Deutschland wird seine Klimaschutzziele für das Jahr 2020 verfehlen. Mit dem derzeitigen Politikpfad werden weder das THG-Minderungsziel für die Sektoren, die nicht dem Emissionshandel unterliegen, noch das Ziel für den Einsatz erneuerbarer Energien erreicht. Die Lücke wird in der Perspektive bis 2030 noch größer, weshalb die möglichst effiziente sowie rohstoff- und technologieoffene Reduzierung der THG-Emissionen von zentraler Bedeutung ist.

3. Eine Schlüsselrolle zur Minderung der THG-Emissionen spielt der Verkehr. Laut Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung sollen im Verkehrssektor die Treibhausgase bis 2030 um 40-42 % gegenüber 1990 gesenkt werden - eine absolute THG-Minderung von heute gut 165 Mio. t auf 95-98 Mio. t CO2-Äquivalente in 10 Jahren. Das stark wachsende Verkehrsaufkommen der letzten 25 Jahre hat allerdings dazu geführt, dass trotz Effizienzsteigerungen bei den Antriebstechnologien und des Einsatzes zertifiziert nachhaltiger Biokraftstoffe der CO2-Ausstoß im Verkehr nahezu unverändert hoch ist. Die dem
Klimaschutzplan zugrundeliegende Energiereferenzprognose geht davon aus, dass im Jahr 2030 zusätzlich zu ambitionierten 6,5 Mio. E-Fahrzeugen (nur Pkw) ein Anteil von 20% erneuerbaren Kraftstoffen benötigt wird, um das 2030-Verkehrsziel zu erreichen.

4. Mobilität ist ein Grundbedürfnis und ermöglicht soziale und wirtschaftliche Teilhabe, insbesondere in ländlichen Regionen. Trotz Hochlaufs der Elektromobilität, neuer Mobilitätskonzepte und Stärkung des ÖPNV sowohl im urbanen als auch ländlichen Umfeld, wird der Pkw, mit effizientem Verbrennungsmotor, auf absehbare Zeit die wesentliche Rolle der individuellen Mobilität darstellen.

5. Der Anteil der Elektromobilität bei den Fahrzeugneuzulassungen wird kontinuierlich und deutlich steigen, dennoch werden 2030 Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren noch den wesentlichen Anteil des Fahrzeugbestandes ausmachen. Dies gilt sowohl für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge als auch v.a. im Straßengüterverkehr und in der Landwirtschaft. Hier sind, wie auch in der Luft- und Schifffahrt, auch langfristig noch gasförmige und flüssige Energieträger erforderlich. Die Einsparziele im Verkehrssektor lassen sich daher nicht ohne nachhaltige, erneuerbare Kraftstoffe erreichen.

6. Die THG-Bilanz der Kraftstoffe im Straßenverkehr wurde in den letzten Jahren ganz wesentlich durch Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse, zunehmend ergänzt durch Biokraftstoffe aus Abfall- und Reststoffen, verbessert. Die durchschnittliche THG-Minderung von Biokraftstoffen in Deutschland stieg 2017 auf 81 % an. Durch einen wachsenden Einsatz erneuerbarer und nachhaltiger Kraftstoffe kann schrittweise mehr fossiler Kraftstoff ersetzt und damit ein spürbarer Beitrag zum Klimaschutzziel geleistet werden.

7. Bioraffinerien stellen ein wichtiges Element dar: Sie produzieren nachhaltige Biokraftstoffe, liefern wertvolle Koppelprodukte wie z.B. heimische energie- und proteinreiche Futtermittel, die Sojaimporte aus Drittländern ersetzen. Überdies sind sie preiswerte „Langzeitbatterien“, die das Stromnetz stabilisieren, und sind eine Technologie zur Abscheidung und Nutzung von atmosphärischem CO2. Die Nutzung von Abfall- und Reststoffen durch fortschrittliche Biokraftstofftechnologien ist dabei ein zusätzlicher Innovationsschub.

8. Erneuerbare Kraftstoffe, wie Biokraftstoffe und strombasierte Kraftstoffe, können die bestehende Infrastruktur von über 14.000 öffentlichen Tankstellen oder den Direktvertrieb im Kraftstoffhandel nutzen und sofort im Fahrzeugbestand eingesetzt werden.

9. Um eine realistische Chance zu haben, das verbleibende THG-Budget nicht zu überschreiten, müssen schon heute alle Optionen zur Minderung der THG-Emissionen ausgeschöpft werden. Biokraftstoffe und strombasierte Kraftstoffe müssen in Kombination mit weiterentwickelten, hocheffizienten Verbrennungsmotoren und Hybridkonzepten auch als Beitrag zur Standortsicherung im Rahmen des nationalen Transformationsprozesses eine prominente Rolle spielen.

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