Stellungnahme der BIO Deutschland und dem VBIO zur EURL ECVAM Empfehlung zu tierischen Antikörpern

12.03.2021

  • Antikörper haben heute ein breites Einsatzgebiet. Sie sind essentielle Agenzien vieler Nachweismethoden in der Grundlagenforschung ebenso wie in vielen diagnostischen Verfahren (Diagnostika, Biomarker). Nicht zuletzt sind sie von großer Bedeutung als Therapeutika. Ohne monoklonale Antikörper würde die heutige Immunologie nicht existieren, so wenig wie unzählige wichtige Beiträge zur Zellbiologie, Molekularbiologie, Entwicklungsbiologie und Biochemie sowie Pharmakotherapie.
  • Antikörper können (klassisch) als monoklonale Antikörper (sog. Hybridoma-Technologie) bzw. als polyklonale Antikörper oder durch neuere reine in vitro Display-Technologien (sog. synthetische Antikörper) erzeugt werden. Dazwischen gibt es Mischformen der Herstellung, in denen beispielsweise zunächst Tiere für die Immunisierung genutzt werden und die Antikörper dann durch in-vitro Display Technologien hergestellt werden.
  • Im Mai 2020 wurde vom Joint ‚Research Center‘ der EU-Kommission (EC-JRC) die EURL ECVAM-Empfehlung herausgegeben, dass eine Immunisierung von Tieren zur Herstellung von Antigen-produzierenden Hybridomazellen nicht mehr angewendet werden sollte.
  • Diese Empfehlung geht davon aus, dass Tierimmunisierung grundsätzlich nicht mehr notwendig sei. Diese Einschätzung ist jedoch falsch, da Antikörper einzeln für jedes neue Zielmolekül (Antigen) isoliert werden müssen. Der Erfolg ist mit keiner Methode garantiert, Tierimmunisierungen bringen aber viele Vorteile mit, die in der Empfehlung nicht berücksichtigt wurden. Noch wichtiger, die Empfehlung richtet sich auch auf therapeutische und diagnostische Anwendungen, wo Menschenleben in Gefahr sind, wenn nicht die optimalen Antikörper zum Einsatz kommen.
  • Die Verbände VBIO und BIO Deutschland haben unter ihren Mitgliedern, Lehrstuhlinhaber und Unternehmen, eine Umfrage zu potentiellen Auswirkungen der EURL ECVAM Empfehlung gemacht mit. Die Ergebnisse der über 100 Rückmeldungen machen deutlich:
    Die Umsetzung bzw. Anwendung der Empfehlung in Europa wird zu weitreichenden Folgen für die Grundlagen- sowie die industrielle Forschung und Entwicklung an europäischen Standorten führen. Sie erschwert innovative Entwicklungen und zerstört Arbeitsplätze in Europa.

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