Biotech-Branche überrascht mit guten Zahlen
Mehr Arbeitsplätze, mehr Produkte, aber Handlungsbedarf bei der Finanzierung
Berlin, 21. April 2010 -- Die deutsche Biotechnologie-Branche hat die Finanz- und Wirtschaftskrise bislang nahezu unbeschadet überstanden - das ist die Kernbotschaft der Branchenexperten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) / biotechnologie.de und der Beratungsgesellschaft Ernst & Young, die heute anlässlich der Deutschen Biotechnologietage 2010 in Berlin auf einer Pressekonferenz gemeinsam die neuesten Eckdaten der Branche vorgestellt haben. Dennoch verbleiben Defizite vor allem bei der Risikokapitalfinanzierung, unter denen in erster Linie Gründer und junge Unternehmen zu leiden haben.
Nach Angaben der Firmenumfrage von biotechnologie.de, die nach internationalen Kriterien der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Auftrag des BMBF erhoben wurde, ist die Branche offenbar gestärkt aus der Krise gegangen. So ist die Zahl der in der kommerziellen Biotechnologie beschäftigen Mitarbeiter im Jahr 2009 zum ersten Mal über die Marke von 30.000 gesprungen und liegt nun bei 31.600 (+5% gegenüber 2008). Beim Umsatz konnten die Unternehmen auch auf dem Höhepunkt der Krise den Kurs halten und wie im Vorjahr 2,2 Mrd. Euro erwirtschaften. Auch die Forschungs- und Entwicklungsausgaben blieben 2009 mit 1,1 Mrd. Euro auf Vorjahresniveau. Diese anhaltend hohen Investitionen der 531 Biotechnologie-Unternehmen in Deutschland zeigen zudem Wirkung: Im Jahr 2009 ist die Pipeline an Medikamentenkandidaten weiter gewachsen und auch für andere Branchen wird die Biotechnologie immer wichtiger, beispielsweise für die Chemie-Industrie, heißt es in der BMBF-Studie. Weitere Daten zeigen, dass die Marktkapitalisierung der börsennotierten Unternehmen 2009 sogar deutlich angestiegen ist, während die Verluste klar reduziert werden konnten. Einzig die Verfügbarkeit von Risikokapital hat 2009 nochmals spürbar abgenommen.
„Die Firmen haben in der Krise neue Arbeitsplätze geschaffen, so dass mehr Menschen denn je in der kommerziellen Biotechnologie beschäftigt sind. Das unterstreicht, wie wichtig innovative Technologien als Wachstumsmotor für Deutschland sind", kommentierte Dr. Georg Schütte, Staatsekretär im BMBF. Diese positive Entwicklung will das BMBF künftig weiter stärken. „In den nächsten Jahren wollen wir die Biotechnologie als Eckpfeiler einer wissensbasierten Bioökonomie in Deutschland ausbauen", sagte Schütte.
Siegfried Bialojan, Leiter des Europäischen Life Science Center bei Ernst & Young in Mannheim bestätigte die Aussagen des BMBF zum robusten Stand der Biotechnologie in Deutschland. „Unsere tiefer gehenden Analysen liefern entsprechende Erklärungen", sagte er. „Trotz anhaltender Finanzierungsschwäche können die Unternehmen vor allem durch Anpassungen ihrer Geschäftsmodelle sowie ihres Transaktionsverhaltens alternative Finanzierungsquellen identifizieren und vorhandenes Kapital effizient nutzen. Damit kommt die Produktentwicklung deutlich voran und kann weiter Vertrauen bei Pharmapartnern ausbauen."
„Deutschland bietet für die Biotechnologie viele sehr gute Bedingungen", sagte Peer Schatz, Vorstandsvorsitzender von QIAGEN. „Wir verfügen über ausgeprägte Innovationskraft, eine Forschung auf Weltniveau und eine leistungsfähige Infrastruktur. Wollen wir die enormen Entwicklungschancen dieser Spitzentechnologie stärker nutzen und damit auch ihre erheblichen sozialen und wirtschaftlichen Potenziale, so brauchen wir neben der öffentlichen Förderung von unternehmerischem Handeln auch eine höhere Risikobereitschaft bei der Kommerzialisierung neu gewonnener Erkenntnisse."
„Die Mehrzahl der deutschen Biotechnologieunternehmen zählt zum innovativen Mittelstand", erklärte Dr. Peter Heinrich, Vorstandssprecher der BIO Deutschland e. V., „und für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit Deutschlands im internationalen Wettbewerb ist es unabdingbar, dass die nachhaltige Finanzierung dieses Sektors durch Wagniskapital erheblich erleichtert wird. Hier sehen wir nach wie vor großen politischen Handlungsbedarf, zum Beipsiel durch verbesserte steuerliche Rahmenbedingungen für Risikokapitalgeber."
Dr. Kai Bindseil, Sprecher des Arbeitskreises der Deutschen Bioregionen, ist als Gastgeber hoch erfreut über die große Resonanz: „Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen. Über 600 Wissenschaftler und Industrievertreter haben sich für die Konferenz angemeldet. Wir freuen uns, dass wir mit den Deutschen Biotechnologietagen ein Forum etablieren konnten, um die zentralen Themen der Branche intensiv zu diskutieren. Es ist ein starkes Signal für die Biotech-Industrie, die ihre Bedeutung für die Innovationskraft Deutschlands kennt und ihren Wachstumskurs fortsetzt."
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Download: Der Text dieser Pressemitteilung sowie die Studienergebnisse stehen für Sie unter http://www.biotechnologietage-2011.de/presse.html zur Verfügung.