Reifung und Wachstum der Biotechnologie in Deutschland
Neun Prozent Umsatzwachstum mit Biotech-Innovationen
Berlin/Göttingen (07.06.2011) – Innovative Medikamente und Diagnostik-Verfahren, neue Rohstoffe für Chemie, Pharmazie, Nahrung und Kosmetik brachten der Biotech-Branche Deutschlands im vergangenen Jahr rund neun Prozent Umsatzwachstum ein. „Das ist das deutlichste Signal dafür, dass sich die Biotechnologie-Industrie in Deutschland zu einem relevanten Wirtschaftszweig etabliert hat“, sagt Viola Bronsema, Geschäftsführerin des Branchenverbandes BIO Deutschland e.V. Sie erläuterte auf der heutigen Fachpressekonferenz der Biotechnica, Europas größter Messe für Biotechnologie, in Göttingen eine im Auftrag des Bundesforschungsministeriums kürzlich von biotechnologie.de veröffentlichen Studie. Der zufolge stieg 2010 der Umsatz auf 2,4 Mrd Euro (2009: 2,2 Mrd. Euro).
Darüber hinaus glänzt die Biotech-Branche nicht nur mit einem Rekordanstieg des Finanzierungsvolumens von mehr als 120 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Sie weist auch noch wachsende Mitarbeiterzahlen auf: Derzeit beschäftigen die rund 660 meist kleinen und mittleren Unternehmen der Branche etwa 32.500 Personen, was einem Zuwachs von drei Prozent gegenüber 2009 entspricht.
„Die Branche wächst nicht nur, sie ist auch reifer geworden“, hebt Bronsema hervor. Sie weist auf den sich abzeichnenden Konsolidierungstrend, bei dem sich die Branche immer stärker selbst hilft, hin: Große Unternehmen geben Starthilfe für Neugründungen, kleinere Unternehmen werden als Einheit in etablierte Firmen übernommen oder sie werden als eigenständige Firmen unter dem Portfolio-Dach einer Holding weiter geführt.
Die BIO Deutschland-Arbeitsgruppe „Finanzen und Steuern“ erinnert allerdings daran, dass die Biotechnologie-Branche in Deutschland dringend ein innovationsfreundlicheres wirtschaftspolitisches Klima benötige. Dafür sei notwendig, dass die deutsche Steuerpolitik Investitionen in Forschung und Entwicklung gezielt begünstigt, statt sie im Mittelstand gegenüber Großunternehmen zu benachteiligen. Eigenkapitalgeber wie Business Angels und Wagniskapital-Firmen, die den Großteil der F&E-Tätigkeit bei Medikamentenentwickler der Biotech-Branche finanzieren, müssten durch Möglichkeiten der einkommensunabhängigen Verlustverrechnung und durch Steuererleichterungen bei Reinvestitionen (Roll-over) speziell für innovative Firmen interessiert werden. Die Verlustverrechnung müsse bei forschenden Mittelständlern uneingeschränkt möglich sein und die Mindestbesteuerung abgeschafft oder innovationsfreundlich ausgestaltet werden.
„Die Branche braucht keine Subventionen. Sie hat bewiesen, dass sie trotz der Krise der vergangenen Jahre in der Lage ist, eigenständig innovativ zu sein und dabei zu wachsen“. Bronsema weist jedoch abschließend darauf hin, dass sich eine Volkswirtschaft wie Deutschland eine Vernachlässigung des innovativen Mittelstandes nicht langfristig leisten kann.
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Datenquelle: Die Deutsche Biotechnologie-Branche 2011 – Daten & Fakten, biotechnologie.de
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